top of page
Empfohlene Einträge

IM BRENNGLAS DER ALEXANDERTECHNIK: Psychedelika


Liebe Marie,

das Psychedelikum LSD wurde 1938 eigentlich als ein Kreislaufmedikament entwickelt. In den 1960er-Jahren war es dann auf Partys, Musikfestivals und sogenannten Happenings total angesagt, LSD, wie auch Meskalin und Psilocybin, als Droge zu konsumieren. Es versetzte die Konsumenten in rauschhafte Zustände bis hin zur völligen Enthemmmung. Manche entwickelten die Vorstellung, fliegen zu können, und stürzen sich vom Dach; andere fühlten sich unverletzlich und ließen sich vom Auto überfahren. Obwohl nachgewiesen werden konnte, dass diese drei Stoffe kein Suchtpotenzial besitzen, wurden sie in der Folge nahezu vollkommen geächtet. Sie konnten nämlich einen sogenannten "Horrortrip" auslösen, der als äußerst unangenehm empfunden wurde und der von einem Konsumenten mit bereits vorhandenen Ängsten und Depressionen nicht mehr steuerbar war, heißt es bei Wikipedia.


Inzwischen sei jedoch eine Trendwende zu beobachten. Die Forschung nehme sich des Themas wieder an."Die Einnahme schon weniger Dosen dieser Substanzen scheine bleibende Veränderungen im Gehirn zu bewirken", so die Hypothese der Forscher. Festgefahrene Denkmuster könnten durch eine Behandlung mit diesen Psychedelika aufgebrochen werden und so zu einer "emotionalen Befreiung führen." Dieser Umstand lässt die Frage erneut aufkommen, "ob Psychedelika bei der Behandlung psychiatrischer Erkrankungen eingesetzt werden können - bei Depressionen, Zwangs- oder Angststörungen" etwa. Mittlerweile lebten nämlich etwa 350 Millionen Menschen weltweit mit einer Depression, in Deutschland allein über vier Millionen, und diese Erkrankung würde vollkommen unterschätzt.(Wetfälische Rundschau vom 25. April 2022)


Seit Jahrtausenden besaß der Mensch das Wissen um die psychodelische Wirkung bestimmter Planzen. An sich hochgiftige Pflanzenextrakte konnten bei entsprechender Verdünnung und Aufbereitung von Medizinmännern und Medizinfrauen, von Heilern und Heilerinnen, von Hexen und Schamanen zur Anwendung gebracht werden und den Menschen gesunden lassen. Dieses Wissen ist wohl mit den letzten Hexenverbrennungen im Mittelalter endgültig verloren gegangen. (Übrig geblieben ist allein das Verfahren der homöopathischen Verdünnung, die ihr Potenzial aber nicht voll ausschöpfen kann, weil wohl nicht die richtigen Stoffe, ungiftig oder nur wenig giftig, verwendet werden dürfen.)


Aldous Huxley, Autor des Romans "Schöne, neue Welt", der wohl zeitlebens ein Suchender gewesen ist, hatte sich 1953 freiwillig und mit Enthusiasismus der Meskalinforschung zur Verfügung gestellt. Er war unzufrieden mit seinem visuellen Gedächtnis und seiner visuellen Phantasie und begierig,.neue und vor alllem völlig andere sinnliche Erfahrungen zu machen, wie er in seinem Buch "Die Pforten der Wahrnehmung" schreibt. Die mit Meskalin gemachten Erfahrungen beschreibt er dort so: "Eine halbe Stunde nachdem ich das Meskalin genommen hatte, wurde ich mir eines langsamen Reigens goldener Lichter bewußt. Ein wenig später zeigten sich prächtige rote Flächen und sie schwollen an und dehnten sich aus, wurden von hellen Energieknoten gespeist, die sich ständig veränderten und dabei stets neue, vibrierende Muster bildeten. Als ich meine Augen erneut schloß, enthüllte sich mir ein Komplex grauer Formen, in dem ständig bläulichblasse Kugeln auftauchten, sich mit ungeheurer Gewalt zusammenballten, um dann geräuschlos nach oben zu gleiten und zu verschwinden. Aber weder erschienen Gesichter noch menschliche oder tierische Gestalten. Ich sah keine Landschaften, keine riesigen Weiten, kein zauberhaftes Wachsen und Sichverändern von Gebäuden, nichts, was im entferntesten einem Drama oder einer Parabel glich."


"Die psychedelischen Substanzen scheinen bleibende Veränderungen im Gehirn zu bewirken", heißt es in dem Artikel der Westfälischen Rundschau. Damals wie heute wirken sie jedoch bei den Konsumenten auf der Ebene des Unterbewusstseins. Anders bei der Alexandertechnik, die Veränderungen im Gehirn auf Bewusstseinsebene herbeiführt, wenn sie das Körpermuster, das eine Depression nahezu immer begleitet - mehr oder weniger in sich zusammengesunken, die Augen nach innen gerichtet, eingefallene Schultern, hängender Kopf und anderes mehr - aufbricht und den depressiven Menschen anleitet, sich so zu gebrauchen, dass er bewusst nicht länger in das natürliche Verhältnis zwischen Kopf, Hals und Rücken schädigend eingreift.


Der Konsum von LSD, Meskalin oder Psilocybin führt zu einer mehr oder weniger starken Enthemmung. Mit der Alexandertechnik wird sich das Gehirn auch verändern, aber in die entgegengesetzte Richtung: Der Mensch stärkt damit seine Fähigkeit zur Hemmung: Der Schüler lernt, den Impuls zu hemmen, augenblicklich auf einen beliebigen Reiz zu reagieren. Dies wiederum macht den Weg frei für die neuen kinästhetischen Erfahrungen, die notwendig sind, um einen schlechten Gebrauch zu verändern, mit dem das natürliche Verhältnis zwischen Kopf, Hals und Rücken in ihm bisher gestört wird. Mit den immer neuen kinästhetischen Erfahrungen öffnen sich auch alle übrigen Sinne für neue sinnliche Wahrnehmungen, so dass das Gehirn von Sinnesreizen förmlich überflutet wird, die es überflüssig machen, es auf dem Umweg über psychedelische Drogen mit Sinneseindrücken zu füttern. Ja, in aller Regel kommt gar nicht erst der Wunsch auf, sie zu konsumieren, weil das Handeln eines in der Alexandertechnik geschulten Menschen mehr und mehr von Verstand und Vernunft gesteuert wird.


Aldous Huxley war zeitlebens ein Suchender, wie auch ich viele Jahre lang ein Suchender gewesen bin, nur habe ich mit der Alexandertechnik bereits gefunden, was ich gesucht habe.


Bis bald

Dein Großvater



Aktuelle Einträge
Archiv
Schlagwörter
Folgen Sie uns!
  • Facebook Basic Square
  • Twitter Basic Square
  • Google+ Basic Square
bottom of page