top of page
Empfohlene Einträge

Im Brennglas der Alexandertechnik: "4 Könige"


Der Baum als Symbol der Alexandertechnik

Liebe Marie,

es ist bereits zum Ritual für mich geworden: Am Tag vor dem Heiligen Abend schaue ich mir die "4 Könige" an, einen Film mit Yella Haase, die Du bestimmt aus der "Fuck you Göhte"-Trilogie kennst. In diesem Film wird das Thema Weihnachten aus der Sicht von vier jungen Menschen beleuchtet, die in der Psychiatrie gelandet sind.

Alex ist eine dieser psychisch Kranken. In einer Szene sehen wir den Psychiater, wie er mit ihr durch den Wald läuft. Auf einer Lichtung lässt er Alex auf der Stelle hüpfen und all das aus sich herausschreien, was ihre Seele belastet. Mit seinem Einfühlungsvermögen sagt er die Sätze vor, die sie zunächst nur verschüchtert, dann aber vehement in den Wald hineinbrüllt: "Mama, ich liebe Dich, aber ich habe mein eigenes Leben. Ich bin nicht deine Telefonseelsorge. Lass mich endlich in Frieden meinen Weg gehen. Du nervst! Du nervst!! Du nervst!!!"

Der Psychiater nutzt hier eine Methode, bei der Gedanken (Du nervst!) mit Handlungen (auf der Stelle hüpfen) verknüpft werden. Jedesmal wenn Alex hüpft, werden demnächst in ihr die Gedanken wieder auftauchen, die sie in dieser Szene geäußert hat. Und wenn diese Gedanken wieder ihr Gehirn fluten, wird sie den Drang verspüren zu hüpfen. Es ist dem Psychiater in dieser Szene auf jeden Fall gelungen, Alex - im Moment wenigstens - von ihren ungerechtfertigten Schuldgefühlen ihrer Mutter gegenüber zu befreien.

F. M. Alexander hat diese Verbindung zwischen einer Denk- und einer Körpergewohnheit auch gesehen. In "Ein Vermächtnis der Evolution an die Menschheit von unschätzbarem Wert" (BooksonDemand, 2019), der Neuübersetzung ins Deutsche von MAN'S SUPREME INHERITANCE schreibt er: "Es ist ein riesiges Glück für uns, dass es nicht eine Denkgewohnheit mit der dazugehörenden Körpergewohnheit gibt, die nicht geändert werden könnte." Anders als die Psychologie, die dieses Phänomen unterbewusst einsetzt, um die gewünschten Wirkungen zu erzielen, wird es in der Alexandertechnik aber auf der Ebene des Bewusstseins verwendet. Wenn Alex anschließend bei ihren "Freunden" in der Klinik bleibt, schafft sie es zwar, nicht dem Ruf ihrer Mutter zu folgen, aber sie versteht nicht, was mir ihr geschieht und warum es geschieht. Mit der Methode der Alexandertechnik werden die Kopplungen zwischen der Denkgewohnheit und dem Körpergebrauch bewusst gemacht und werden im "Sieb" der Primärkontrolle sozusagen gereinigt.

Es gibt noch einen Unterschied, auf den ich in diesem Zusammenhang hinweisen möchte. In der Filmszene koppelt der Psychologe eine Bewegung (hier: das Hüpfen) an ein Denkmuster. Das Verfahren der Alexandertechnik verläuft in die andere Richtung. Das Denken, in Form bestimmter Anweisungen zur Primärkontrolle des natürlichen Verhältnisses von Kopf, Hals und Rücken, nimmt Einfluss auf die Bewegungen, sowohl auf die äußeren wie Gehen, Hüpfen, Sprechen usw., als auch auf die im Inneren des menschlichen Organismus, von der Erneuerung der Zellen bis zum Blutfluss, vom Herzschlag bis zur Verdauung.

Bewegung, die von der Primärkontrolle überwacht wird, ist von einer Art, dass Krankheit und Gebrechen kaum eine Chance haben. Und wenn es doch einmal zu einer Erkältung kommt, ist der so gesteuerte Organismus in der Lage, damit schnell und ohne große Probleme fertig zu werden.

Ich wünsche Dir, liebe Marie, einen guten Rutsch ins neue Jahr.

Bis bald

Dein Großvater

Aktuelle Einträge
Archiv
Schlagwörter
Folgen Sie uns!
  • Facebook Basic Square
  • Twitter Basic Square
  • Google+ Basic Square
bottom of page