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IM BRENNGLAS DER ALEXANDERTECHNIK: Depressive Dauererschöpfung


Liebe Marie,

"permanente Anspannung, Verspannungen der Rücken-, Nacken- und Schultermuskulatur bis hin zu Verschiebungen von Wirbeln, (...) Kopfschmerzen, Tinnitus, Bluthochdruck, das sind die körperlichen Symptome einer chronischen Erschöpfungsdeperession," so kann man es in der Wesfälischen Rundschau vom 8. Oktober 2022 nachlesen. Die Patienten fühlten sich "müde, erschöpft, schwach, kraftlos", sind ohne Freude. Nur diesen Zustand vor sich und anderen zuzugeben, fällt ihnen unsagbar schwer. Auf die Frage, wie es ihnen gehe, antworten sie oftmals ausweichend: "Meine Arbeit ist super." "Mein Leben ist super." Wer so unter den gegebenen Umständen spricht, blendet sich und andere. Um das Bild, das sie von sich vor anderen zeichnen, aufrecht zu erhalten, planen sie auch ihr Privatleben generalstabsmäßig durch und organisieren selbst die kleinen Inseln der Ruhe, die ihnen noch verblieben sind, bis ins letzte Detail. Genau durchgetaktet werden der wöchentliche Besuch beim Physiotherapeuten, die regelmäßige Thai Massage, das Power-Yoga, ja sogar die Achtsamkeitsübungen. All diese Aktivitäten im Bereich von Wellness werden so auch zu harter Arbeit.


Bert te Wild, Facharzt für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, empfiehlt den Menschen in dem Artikel der Westfälischen Rundschau, für sich "zeitliche, räumliche und situative Reservate zu schaffen". Solche Reservate könnten der Selbstfindung und der Selbstfürsorge den Weg bereiten, so Bert te Wild. Sehr vage bleibt in dem Interview jedoch, wie eine solche Selbstfindung und Selbstfürsorge aussehen könnte. Wie kann ich selbst dafür sorgen, dass es mir gutgeht, wirklich gutgeht? Was sind die Ursachen für die Verspannungen der Rücken-, Nacken- und Schultermuskulatur, für die Verschiebungen von Wirbeln, für die Kopfschmerzen, den Tinnitus, den Bluthochdruck? Gibt es vielleicht eine gemeinsame Ursache außerhalb der Arbeitsbelastung und der äußeren Lebensumstände? Diese Fragen bleiben unbeantwortet, ja sie werden gar nicht erst gestellt.


Schon im 19. Jahrhundert hat der Arzt Wilhelm Roux ein Gesetz formuliert, das Licht in das Dunkel der Ursachen von Krankheiten gebracht hat: DER GEBRAUCH BESTIMMT DIE FUNKTION. Und dieses Gesetz hat bis heute nichts von seiner Gültigkeit verloren - trotz aller medizinischen Forschung und trotz allem medizinischen Fortschritt. Der Gebrauch bestimmt die Funktion!


Der Gebrauch bestimmt die Funktion - im Umkehrschluss bedeutet dies ja wohl, dass eine Funktionsstörung, wie es etwa vespannnte Rücken-, Nacken- und Schultermuskeln oder verschobene Wirbel sind, auf einen fehlerhaften Gebrauch zurückzuführen ist. Um eine solche Funktionsstörung zu beheben, ist folglich der Gebrauch des betroffenen Menschen zu verändern. Nach welchen Kriterien aber soll dies geschehen? Und kann ein einmal eingeschliffener Gebrauch überhaupt verändert werden und wie?


Auf der Suche nach einer Lösung für seine Stimmprobleme ist F. M. Alexander diesen Fragen ganz systematisch nachgegangen. Am Ende seiner Überlegungen und Erfahrungen stand eine Technik, die allen wissenschaftlichen Anforderungen gerecht wird. Die Alexandertechnik fusst auf der Erkenntnis, dass das entscheidende Kriterium für einen guten Gebrauch ein ungestörtes natürliches Verhältnis zwischen Kopf, Hals und Rücken ist. Solange dieses Verhältnis generell ungestört bleibt - der Kopf also nicht ein- und zurückgezogen, die Wirbelsäule nicht gestaucht und der Rücken nicht eng gemacht werden - bleiben auch die Funktionen im menschlichen Organismus vollständig intakt.


Stolpersteine auf dem Weg zu einem guten Gebrauch sind die unterbewusste Steuerung unserer Handlungsabläufe, das beharrliche Festhalten an unseren Gewohnheiten, die Zielorientierung in unserem Handeln, unsere fehlende Vorstellung davon, wie wir uns überhaupt anders gebrauchen können, und nicht zuletzt eine fehlerhafte sinnliche Wahrnehmung bzw. das völlige Fehlen der kinästhetischen Wahrnehmung.


Mit den Mitteln der Alexandertechnik werden diese Stolpersteine nach und nach aus dem Weg geräumt:

  • Der Schüler lernt, die sofortige Reaktion auf einen Impuls zu hemmen. Dadurch, dass erst einmal jegliche Reaktion auf einen Reiz unterbunden wird, kommen auch die gewohnheitsmäßigen Reaktionen nicht zum Zuge, werden sozusagen aufs Abstellgleis gestellt. So wird Platz geschaffen für einen neuen, veränderten Gebrauch, angeleitet von den Steuerungsbefehlen zur Primärkontrolle des natürlichen Verhältnisses zwischen Kopf, Hals und Rücken.

  • Die sinnliche Wahrnehmung und insbesondere die kinästhetische Wahrnehmung werden durch den Handeinsatz des Lehrers der Alexandertechnik zunehmend aktiviert. Der Schüler nimmt so mehr und mehr wahr, wo sich die einzelnen Teile in Relation zu den anderen Teilen befinden. Und dies ist eine Voraussetzung dafür, dass er selbst die Kontrolle über diese Teile übernimmt.

  • Mit den neuen sinnlichen Erfahrungen und in den Gesprächen mit dem AT-Lehrer schält sich allmählich eine immer genauere Vorstellung von dem heraus, was die verschiedenen Steuerungsbefehlen aussagen und wie der Einzelne sie zu seiner persönlichen Realität werden lassen kann.

  • Im Laufe des Lernprozesses hat schließlich eine bewusste Steuerung und Kontrolle die unterbewusste ersetzt.

Wenn die bewusste Steuerung und Kontrolle erst einmal die unterbewusste ersetzt hat, kann sich jeder Mensch, auch ein Mensch mit einer Depressiven Dauererschöpfung, an seinem "eigenen Schopfe wieder aus dem Sumpf ziehen" - oder er wird gar nicht erst im Morast der Krankheiten versinken.


BIs bald

Dein Großvater


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