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IM BRENNGLAS DER ALEXANDERTECHNIK: Das Schnarchen


Liebe Marie,

wenn im Schlaf Luft mit Anstrengung durch die Atemwege gepresst wird, geraten das Gaumenzäpfchen und die umliegenden Weichteile in Schwingung und verursachen dabei mitunter laute Geräusche. So wird das Schnarchen in der Westfälischen Rundschau vom 14. Februar 2022 auf der Verbraucherseite erklärt. Das Schnarchen müsse bei dem Schnarcher selbst nicht unbedingt besonderen Schaden anrichten, es sei aber für den Partner oder die Partnerin mitunter eine Tortur. Wenn das Schnarchen jedoch mit nächtlichen Atemaussetzern verbunden sei, könnten die Auswirkungen durchaus gravierend sein, angefangen von Schlaf-, Leistungs- und Sexualstörungen über Depressionen und Bluthochdruck bis hin zum Schlaganfall.


Als Ursachen für das Schnarchen werden mechanische Einschränkungen im Halsbereich, Kieferfehlstellungen, muskuläre Probleme, fehlerhafte Hirntätigkeit, Koordinationsprobleme, Übergewicht, übermäßiger Alkoholkonsum und das Rauchen aufgezählt. Abhilfe schafen sollen Antischnarchhilfen (Westen, Shirts oder Rucksäcke, die das Umdrehen in die Rückenlage erschweren sollen, Nasenspreizer, Schienen zur Verlagerung des Unterkiefers), eine Operation der Nasenscheidewand, die CPAP-Therapie - dabei wird während des Schlafs Raumluft über eine Maske in die Atemwege gepumpt -, die Vorverlagerung des Unterkiefers auf operativem Wege oder eine absichtliche Verhärtung des weichen Gaumens.


Das meiste davon hört sich wahrlich gruselig an. Was also ist zu tun? Wie sonst könnte Abhilfe geschaffen werden? Wie könnte z. B. ohne eine Operation oder ohne eine Schiene ein zurückgezogener Unterkiefer wieder in seine angestammte Position gebracht werden? Wie könnte der Organismus insgesamt wieder gut koordiniert werden? Wie ist zu verhindern, dass ein Mensch sich anstrengen muss, um einzuatmen? Diese Fragen gilt es zunächst zu beantworten, will man einen Scharcher von seinem Laster befreien.


F. M. Alexander schreibt dazu in "Die Konstante im Fluss des Lebens" (BooksonDemand, 2019), der deutschen Neuübersetzung von THE UNIVERSAL CONSTANT IN LIVING: "Nur wenige von uns haben sich bis jetzt jemals über die Frage Gedanken gemacht, in welchem Ausmaß jeder Einzelne für seine Krankheiten verantwortlich ist, die wir zu ertragen haben. Dies liegt auch daran, dass wir noch gar nicht realisiert haben, wie falsch und wie schädlich die Art und Weise ist, in der wir uns bei unseren täglichen Aktivitäten und auch im Schlaf gebrauchen. Zudem nehmen wir die falsche Ausrichtung, die Anspannung und die Energievergeudung nicht wahr, die auf diesem Fehlgebrauch beruhen. Wir gehen einfach davon aus, dass wir grundsätzlich in der Lage sind, bei unserer Arbeit und bei allem, was wir sonst tun, den besten Gebrauch von uns selbst zu machen." Und als Fußnote fügt F. M. Alexander hinzu, was die Schlafforschung schon zu seiner Zeit herausgefunden hatte: "Die Menschen (verstärken) die schädliche Art und Weise, die sie im Wachzustand haben, im Schlaf eher noch. (..) Obwohl es im Schlaf aufgrund des allgemein niedrigeren Muskeltonus und der Verlangsamung der Funktionen keine so große Notwendigkeit zur Aktivierung der für die Lebensprozesse verantwortlichen Mechanismen gibt", seien diese trotzdem aktiviert und könnten auch im Schlaf "durch die schädlichen Gewohnheiten des Gebrauchs gestört werden, die bei Aktivität schon im Wachzustand die Oberhand gewinnen."


Dieser falsche Selbstgebrauch führt u. a. dazu, dass sich die "innere Brustkorbkapazität nach und nach auf ein Minimum reduziert. Eine derartige Reduzierung der Brustkorbkapazität ist nicht nur an sich schon schädlich, sie macht es auch praktisch unmöglich, dass die inneren Organe angemessen ihren Dienst verrichten," heißt es in "Ein Vermächtnis der Evolution an die Menschheit von unschätzbarem Wert" (BooksonDemand, 2018), der deutschen Erstübersetzung von F. M. Alexanders MAN'S SUPREME INHERITANCE. Und weiter schreibt er dort: "Die Reduzierung der Brustkorbkapazität hat zur Folge, dass die Organe im Inneren des Brustkorbs in schädlicher Weise zusammengedrückt werden. Herz und Lungen sind nicht mehr in der Lage, angemessen zu funktionieren. Ein schädigender Druck legt sich auf das Herz. Die Lungen werden nicht richtig benutzt oder nicht genügend belüftet. Das Lungengewebe verfällt. Die richtige Blutverteilung wird negativ beeinflusst: zu viel Blut sammelt sich in der Region der Eingeweide an und auch die Versorgung mit Blut über die Lungen ist beeinträchtigt. Nun spielen die Lungen ja eine wesentliche Rolle bei der Verteilung des Blutes. So ist es nicht schwer zu verstehen, dass der Zustand minimaler Brustkorbkapazität einen starken Einfluss auf den Blutkreislauf und die allgemeine Versorgung mit Blut haben muss. Die Atemprozesse sind ebenfalls betroffen. Es wird kein teilweises Vakuum in den Lungen hergestellt, indem sich durch eine koordinierte Brustkorberweiterung ein atmosphärischer Unterdruck in den Lungen aufbaut. Die Luft wird stattdessen eingesogen. Im Bauchraum entsteht ein übermäßiger Druck. Es kommt zu einer schädlichen Erschlaffung der Bauchmuskeln, was dann zu einer Verschiebung des Bauchgewebes nach unten, zu fehlerhafter Funktion von Leber, Nieren und Blase usw. führt. Im Darm kommt es zu Stauungen. Dünndarm und Eingeweide werden gereizt und gebläht. Die Folge sind mit anderen Worten Verstopfung und Verdauungsstörungen, daraus entstehende Defekte und eine Schädigung aller lebenswichtigen Systeme insgesamt." Angesichts dieser langen Liste von Störungen scheint mir das Schnarchen eher noch ein kleineres Übel zu sein.


Noch einmal also: Wie ist zu verhindern, dass ein Mensch sich bem Einatmen anstrengen muss? - Sein schlechter Gebrauch ist so zu verändern, dass er zu einem 'guten' Gebrauch wird. Und gut ist ein Gebrauch, der nicht dauernd das natürliche Verhältnis zwischen Kopf, Hals und Rücken stört. Mit den Mitteln der Alexandertechnik kann ein solcher Gebrauch eingerichtet werden. Es sind dies

  • die Hemmung der gewohnten Reaktion auf einen Reiz;

  • der Erwerb neuer, jetzt zuverlässiger sinnlicher Erfahrungen, insbesondere kinästhetischer Erfahrungen;

  • die Selbstbefehle zur Primärkontrolle - die richtige Kontrolle des Verhältnisses zwischen Kopf, Hals und Rücken und

  • eine bewusste Steuerung dieses und anderer Verhältnisse im Organismus anstelle einer unterbewussten.

Mit dem sich allmählch verbessernden Gebrauch verschwinden dann auch nach und nach all die oben aufgezählten Defekte des Organismus. Und auch das Scharchen ist davon nicht ausgenommen. Dies wird nicht hoppla-hopp geschehen und es steckt auch keine Zauberei dahinter: Es erfordert den starken ganz persönlichen Einsatz des Einzelnen. Aber dafür ist es auch nicht so 'gruselig' wie ein Nasenspreizer oder die anderen Antischnarchhilfen oder eine CPAP-Therapie. Und 'last but not least' sind die mit der Alexandertechnik erzielten Ergebnisse nachhaltig. Bei den anderen oben aufgezählten Verfahren kann man sicher davon ausgehen, dass sich der falsche Gebrauch, der ja weiterhin Bestand hat, einen anderen Weg sucht, um sich auszudrücken, mit oftmals schwerwiegenderen Folgen als es ein Schnarchen ist.


Bis bald

Dein Großvater


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