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Im Brennglas der Alexandertechnik: Nierenleiden


Liebe Marie,

"die Nieren reinigen den Körper, entgiften ihn - heimlich, still und leise." So steht es am " am 2. Dezember auf der Verbraucherseite in der Westfälischen Rundschau. In einer Zeit, da der menschliche Organismus, was die Aufnahme von Giftstoffen betrifft, starken Belastungen über die Atemluft, durch die vermehrte Einnahme von Medikamenten und durch eine weitgehende Ernährung mit Fertigprodukten ausgesetzt ist, kommt der Reinigung und Entgiftung des Organismus eine überragende Bedeutung zu.

Inzwischen geht man von ungefähr neun Millionen Menschen aus, die an einer chronischen Nierenerkrankung leiden, bei der die Nieren teilweise nur noch zu 10 % funktionstüchtig sind. Wenn Symptome wie Wassereinlagerung, Luftnot oder gar Bewusstseinsveränderungen auftreten, ist die Erkrankung bereits weit fortgeschritten, ohne dass der Betroffene es unbedingt gemerkt hätte, weil die Nieren sich nicht einfach mit Schmerzen "zu Wort melden". Bei einem vollständigen Nierenversagen bleibt dann nur die künstliche Entgiftung, die Dialyse.

Die Deutsche Gesellschaft für Nephrologie (DGfN) spricht acht Empfehlungen aus, die einer Schädigung der Nieren vorbeugen sollen. Sechs von diesen verlangen es, dass man ggf. seine bisherigen Gewohnheiten verändern muss (Fit und aktiv sein; sich gesund ernähren; das Gewicht reduzieren; mit dem Rauchen aufhören; ausreichend trinken; Schmerzmittel nur zeitlich begrenzt benutzen). Der Tatsache, dass die Veränderung einer Gewohnheit ein nicht so leicht zu lösendes Problem darstellt, wird jedoch keinerlei Beachtung geschenkt. So gibt es auch keine Hinweise, wie dieses Problem gelöst werden könnte.

In "Die Konstante im Fluss des Lebens" (BooksonDemand, 2019), der Neuübersetzung ins Deutsche von THE UNIVERSAL CONSTANT IN LIVING schreibt F. M. Alexander dazu: "Wir wissen alle sehr genau, wie schwierig es ist, Gewohnheiten zu verändern und neu gefasste Entschlüsse in die Tat umzusetzen, die mit einer anderen Reaktionsweise als der uns gewohnten einhergehen. (......) Wenn ein Mensch solch unerwünschte Reaktionen wie Wutausbrüche, Reizbarkeit, Lügen, Trunksucht, Stehlen usw. zeigt, nimmt man im Allgemeinen an, dass diese Person im Normalfall diese Reaktionsweisen durchaus kontrollieren könnte. Ihr wird empfohlen und sie wird auch dazu gedrängt, sich unter Kontrolle zu halten. Oder sie könnte sich auch freiwillig dazu entschlossen haben. Und nicht viel anders verhält es sich mit der allgemeinen Einstellung zu Eigenarten, Defekten und Funktionsproblemen (..........) Die Wahrheit ist eine andere, denn bis jetzt ist es dem Menschen nicht gelungen, vollständig zu verstehen, was wirklich erforderlich ist, um eine Gewohnheit zu verändern, die fundamental ist. Ihm ist nämlich eines nicht zu Bewusstsein gekommen: Wenn sich bei jemandem eine bestimmte Gewohnheit eingeschlichen hat, ist sie immer von einer individuellen Art und Weise des Gebrauchs begleitet, die selbst zu einer Gewohnheit geworden ist. Und weil der Organismus als eine Einheit funktioniert, ist eine Veränderung einer speziellen fundamentalen Gewohnheit solange nicht möglich, wie diese gewohnte Art und Weise des Gebrauchs weiter Bestand hat."

Bis es jedoch gelingen kann, die gewohnte Art und Weise des Gebrauchs zu verändern, sind einige Hürden zu überwinden. Da ist zunächst einmal der Umstand, dass der Betroffene gar nicht merkt, dass und in welcher Weise er im Laufe seines Lebens einen schädlichen Gebrauch entwickelt hat, weil ihn seine sinnliche Wahrnehmung und insbesondere seine kinästhetische Wahrnehmung schon lange im Stich gelassen haben. Und zweitens ist es ja gerade der Charakter einer Gewohnheit, dass sie sich schon aufgedrängt hat, bevor überhaupt ein neues Handlungsmuster zum Zuge kommen kann.

Mit seiner Technik ist es F. M. Alexander aber gelungen, diese Hürden zu überwinden. Hemmung heißt die "Zauberformel" in diesem Zusammenhang. Zu Beginn des Lernprozesses zur Veränderung des Gebrauchs ist der Schüler gehalten, jegliche Reaktion auf einen Impuls (Reiz) zu unterbinden, zu hemmen. Zum einen wird der Gewohnheit auf diese Weise ein Riegel vorgeschoben. Zum anderen wird der Weg für neue, jetzt richtige Sinneserfahrungen frei gemacht, wenn der Lehrer die jeweiligen Körperteile für seinen Schüler bewegt und der Schüler gleichzeitig nur die dazu erlernten Selbstbefehle zur primären Kontrolle des natürlichen Verhältnisses von Kopf, Hals und Rücken bis zu dem bewegten Körperteil memoriert.

Eine der Empfehlungen der DGfN lautet, "ausreichend zu trinken". Allerdings stellt die Menge der aufgenommenen Flüssigkeiten heutzutage wohl kein so großes Problem mehr dar: Vermehrt sehen wir in der Stadt Menschen, die auf Schritt und Tritt trinken. (Mit einem Coffee-to-go-Becher, einer Cola-Dose oder einer Bierflasche in der Hand durch die Stadt zu schlendern, ist derzeit einfach schick.) Mir scheint aber, dass hinter der Empfehlung der DGfN die Erkenntnis steht, dass die Nieren an Funktionstüchtigkeit eingebüßt haben. Nur ist dies nicht so sehr dem Umstand zuzuschreiben, dass zu wenig Flüssigkeit aufgenommen wird, als vielmehr der Tatsache, dass sich die Nieren, wie die anderen Innereien auch, nicht mehr in der Position befinden, in der sie optimal funktionieren können.

Es sind nämlich Verhältnisse entstanden, "die die Haltung, die Körpersymmetrie und die normale, graziöse Linienführung des gesamten Körperrahmens verändern und umbilden. Auch das Fassungsvermögen und die Beweglichkeit des Oberkörpers werden stark reduziert. Seine Form verändert sich in schädlicher Weise, insbesondere an den Flanken des unteren Brustbereichs, an den Schlüsselbeinen und im Lendenwirbelbereich. Das Gewebe der Bauchwand gelangt in eine andere Lage. Herz, Lungen und andere lebenswichtige Organe gelangen in Positionen, die tiefer liegen, als es normalerweise der Fall ist." Dies schreibt F. M. Alexander in "Ein Vermächtnis der Evolution an die Menschheit von unschätzbarem Wert" (BooksonDemand, 2018), der deutschen Erstübersetzung von MAN'S SUPREME INHERITANCE.

Wenn die zahllosen Giftstoffe, die inzwischen dem menschlichen Organismus täglich zugeführt werden, nicht mehr vollständig ausgeschwemmt werden können, weil es zum einen einfach zu viele sind und weil zum anderen die Nieren aufgrund eines allgemeinen schädlichen Gebrauchs nicht mehr gut funktionieren, versucht der Organismus, sich auf andere Weise der Situation zu stellen. Er kann sich z. B. Fettpölsterchen zulegen, die mit der Zeit das Ausmaß von Fettleibigkeit annehmen können, um dort all die Giftstoffe abzulagern, mit denen die Nieren nicht mehr fertig werden.

Ob diese Anpassungsstrategie der Evolution trägt, scheint mir jedoch sehr zweifelhaft zu sein. Sollten wir angesichts der zahlreichen, bereits bekannten Nebenwirkungen von Übergewicht und Fettleibigkeit nicht lieber darauf setzen, die Funktionstüchtigkeit der Nieren wieder herzustellen und die Giftstoffzufuhr einzudämmen?

Bis bald

Dein Großvater

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