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Im Brennglas der Alexandertechnik: Die Mittel der Medizin


Liebe Marie,

kennst Du den Werbespruch "Wird der Magen dir zur Last, Iberogast"? Ein Fläschchen mit den bitteren Tropfen stehe in fast jeder Hausapotheke und werde oft und gern genommen, wenn das Essen allzu schwer in Magen liege und aufstoße, heißt es in einem Bericht zu dem Mittel in der Westfälischen Rundschau vom 23. Juli 2019. Es helfe bei Sodbrennen, Magenschemerzen, Magenkrämpfen, Übelkeit und Reizdarm. Iberogast ist frei verkäuflich und sei rein pflanzlich. Als "sehr seltene" Nebenwirkungen waren bisher nur Überempfindlichkeiten wie Ausschlag und Juckreiz in der Diskussion. Jetzt wird zudem auch vor Leberschäden gewarnt.

In Iberogast sind auch Wirkstoffe des Schöllkrauts, das von Dr. E. Schneider in seinem Buch "Nutze die heilkräfigen Pflanzen" als giftig eingestuft wird. "Das Alkaloid Chelidonin wirkt lähmend auf die Enden der Bewegungs- und Gefühlsnerven, krampflösend auf die glatte Muskulatur der inneren Organe sowie anregend, verstärkend und regulierend auf die Herztätigkeit." Ein anderer Wirkstoff rufe innerlich Erbrechen und Durchfall hervor, setze die Reflexerregbarkeit herab und habe lähmende Wirkung auf das Gefäß- und Atemzentrum. Das Schöllkraut sei altbekannt in der Homöopathie. Es werde in den Vedünnungen D2 - D4 als ein hervorragendes Mittel bei Gicht, Rheuma, Erkrankungen der Leber und der Gallenblase, bei Magen-Darm-Katarrh, bei Lungen- und Rippenfellentzündung und bei zu schmerzhafter Regel eingesetzt.

Dr. Schneider streicht heraus, dass das Schöllkraut aufgrund seiner Giftigkeit nur unter ärztlicher Aufsicht verwendet werden darf. Auf der anderen Seite ist Iberogast, das auf den Wirkstoffen des Schöllkrauts beruht, bisher frei verkäuflich. Wie passt das alles zusammen? Erstens entscheidet die Dosis darüber, ob ein Mittel schädigend oder heilsam ist. Die homöopathische Dosis des Schöllkrauts hilft bei einer Erkrankung der Leber, die sehr viel stärkere Dosis in Iberogast kann aber zu Leberfunktionsstörungen bis hin zum Tode führen. Wenn man eine homöopathische Dosierung verwendet, kann man eine Schädigung eigentlich generell ausschließen. Man muss allerdings akzeptieren, dass Erfolge nicht von heute auf morgen zu erwarten sind. Wer zum Arzt oder ins Krankenhaus geht, sucht jedoch in aller Regel schnelle Hilfe, weil er vielleicht starke Schmerzen hat. So werden ihm dort Arzneimittel mit einer weitaus höheren Dosis des jeweiligen Wirkstoffs verschrieben, die jedoch leider zahlreiche Nebenwirkungen haben.

Zweitens gehört es zum Allgemeinwissen, dass jegliche Medizin auch Gift für den menschlichen Organismus ist. Deshalb lag die Verabreichung von Medizin lange Zeit ja auch in den Händen von "Kräuterhexen", "Medizinmännern" und "Medizinfrauen". Heute überwachen dies die Ärzte und Ärztinnen. Und drittens scheint es gar nicht immer so eindeutig zu sein, ob ein Mittel hilfreich oder schädlich ist, wie aktuell das Beispiel Iberogast belegt.

In der akuten Situation einen Arzt oder eine Ärztin aufzusuchen, um sich ein Medikament oder eine Therapie verschreiben zu lassen, oder für eine Operationin in ein Krankenhaus zu gehen, ist durchaus eine Strategie, die kurzfristig weiterhelfen kann. Aber viele lassen es damit bewenden, weil sie nicht sehen, dass das Medikament, die Therapie oder die Operation nur die akute Symptomatik behandelt und nicht die Ursache für das Krankheitssymptom beseitigt. Sie geben sich damit zufrieden, dass die akuten Schmerzen verschwunden sind, wollen aber nicht wahrhaben, dass die eigentliche Ursache weiter ihr Unwesen treibt und sich neue Kanäle sucht, auf denen sie darauf aufmerksam machen will, dass in dem Organismus grundsätzlich etwas nicht in Ordnung ist.

F. M. Alexander schreibt zu diesem Phänomen menschlichen Verhaltens in Bewusste Kontrolle beim Auf- und Umbau des Menschen (BooksonDemand, 2018), der Neuübersetzung ins Deutsche von CONSTRUCTIVE CONSCIOUS CONTROL OF THE INDIVIDUAL folgendes: "Nur denkt (der Patient) in der Krise nicht weiter als an den Moment. Sein ganzes Augenmerk ist einzig und allein darauf gerichtet, von seiner spezifischen Krankheit 'geheilt' zu werden. Und so handelt er weiter nach dem Prinzip 'Zielstreben'. (.....) Wenn es Probleme gegeben hat, die tatsächlich in allen Bereichen seines geistig-körperlichen Wohlergehens aufgetreten sind, hat (der Mensch in seiner Geschichte) bisher nach dem Prinzip gehandelt, das unmittelbare Ergebnis direkt ins Auge zu fassen. Niemals hat er bei Fragen der Gesundheit den Plan verfolgt, zunächst mit dem gesunden Menschenverstand die Mittel-und-Wege zu durchdenken, mit denen ein 'Ziel' erreicht werden könnte."

Im Zusamrnenhang mit einem chirurgischen Eingriff schreibt F. M. Alexander: "Das methodische Verfahren der chirurgischen Medizin schenkt der Ursache oder den Ursachen für diese Allgemeinstörung nur wenig Beachtung. Und soweit ich das beurteilen kann, wird in aller Regel auch eine andere Tatsache missachtet: Ganz gleich wie gekonnt eine Operation auch ausgeführt wird, stellt sie nicht das Niveau zuverlässiger sinnlicher Wahrnehmung wieder her, was aber für eine Neujustierung der Mechanismen und für ihre koordinierte Verwendung notwendig ist. Die Neueinstellung und Koordination der Mechanismen würde dann eine angemesse Vitalaktivität wiederherstellen und das Gewebe, das nach unten verschoben ist, würde veranlasst werden, wieder seine angestammte und gesunde Lage im Torso einzunehmen."

Und auch der dritten Säule der Medizin, den Therapien, ob Psycho- oder Körpertherapien, kann man den Vorwurf nicht ersparen, dass sie im Allgemeinen nur versuchen, das akute Problem zu lösen und nicht zu den eigentlichen Ursachen vordringen. Mit einer Psychotherapie z. B. könne zwar der Knoten entwirrt werden, der zu einer Phobie geführt habe. Diese Phobie habe sich aber nur ausbilden können, weil der Betroffene in einem geistig-körperlichen Zustand gewesen ist, der dies zugelassen hat. Wenn dieser Funktionszustand des Organismus aber nicht verändert wird, könne man sicher sein, dass sich sehr bald weitere Phobien ausbilden. Dafür bedürfe es bloß eines entsprechenden Stimulus.

Wir haben gesehen, dass die medizinische Vorgehensweise zielorientiert ist, wenn sie ein Arzneimittel, eine Therapie oder eine Operation vorschlägt, um ein akutes Problem zu behandeln. Die Alexandertechnik geht indirekt vor, wenn sie den "grundlegenden Mangel, der allen geistig-körperlichen Eigenarten, Defekten und Unzulänglichkeiten zugrunde liegt - eine fehlerhafte und trügerische sinnliche Wahrnehmung" - beseitigt und für die Bedingungen sorgt, unter denen die sinnliche Wahrnehmung wieder zu einem zuverlässigen Steuerungsinstrument wird. Dieser Prozess wird von F. M. Alexander in "Bewusste Kontrolle beim Auf- und Umbau des Menschen" wie folgt beschrieben: "Ich blicke auf den Menschen wie auf eine beschädigte Maschine. Ich registriere die Mechanismen, die nur schlecht verwendet werden, und die schlechte Ausrichtung und Kontrolle. Im Lichte meiner Erfahrungen stelle ich mir die Fragen, ob und wie diese Maschine wieder richtig eingestellt werden kann; ob und wie eine neue, zufriedenstellende Steuerung und Kontrolle über die Sinne aufgebaut werden kann; ob und wie auch der Zustand guter Koordination des geistig-körperlichen Organismus wieder hergestellt werden kann. Anstatt also ganz direkt die spezifischen Symptome mit einer beliebigen Heilmethode beseitigen zu wollen, ist es mein Anliegen, den Organismus insgesamt so einzustellen, dass die spezifischen Symptome im Laufe des Prozesses verschwinden und sehr wahrscheinlich auch nicht wieder auftauchen, solange die neuen Bedingungen erhalten bleiben. (.......) Dies bedeutet, dass allmählich ein neuer und zufriedenstellender Gebrauch des geistig-körperlichen Organismus aufgebaut werden muss. Es bedeutet auch, dass Mitdenken die Grundlage für die Kooperation mit dem Schüler in diesem Prozess ist. Ein blindes Akzeptieren der beteiligten Prinzipien ist hier nicht ausreichend. Wenn ich am Ende eines einführenden Gesprächs zu dem Schluss gelange, dass es noch Zweifel auf Seiten des Schülers gibt, fordere ich ihn auf, meine Bücher zu lesen und die darin aufgelisteten Prinzipien genau zu studieren. Wenn er dann diese Prinzipien verstanden hat und ihnen nicht mehr kritisch gegenübersteht, mache ich ihm den Vorschlag, dass er bei mir Hilfe suchen kann. Ich fordere ihn aber dringend auf, das Angebot auszuschlagen, wenn er glaubt, ich könne ihn von irgendetwas 'heilen'."

In der Westfälischen Rundschau vom 29. Juli heißt es, dass 87 % der Menschen im Alter mindestens drei Medikamente und 55 % fünf und mehr einnehmen. Wenn man für sich dies verhindern will, sollte man tunlichst auf die Alexandertechnik setzen. Mit einer erfolgreichen Ausbildung in dieser Technik gestalten sich die Verhältnisse im Organismus nämlich so, dass Krankheiten gar nicht erst entstehen können, bzw., im Falle einer Infektion durch ein Bakterium oder einen neuen Virus z. B., sehr schnell durch das nun bestens funktionierende Immunsystem bekämpft werden. Deshalb kann es gar nicht so weit kommen, dass die erste Tablette gegen eine Krankheit eingesetzt wird und die zweite gegen die Nebenwirkungen des ersten Medikaments, und immer so weiter.

In meiner Jugend in den 60er/70er Jahren des vorigen Jahrhunderts sah man in der Werbung das Darmol-Männchen mit einem Licht auf dem Weg zur Toilette. Der Werbespruch dazu lautete: "Er nahm Darmol und fühlt sich wohl." Wer sich für die Alexandertechnik entschieden hat, braucht weder Darmol oder Iberogast oder irgendein anderes Arzneimittel, um sich wohl zu fühlen.

Bis bald

Dein Großvater

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