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ZITATE AUS DER LITERATUR ZUR ALEXANDERTECHNIK: Stehen und Gehen


Liebe Marie,

die Literatur zur Alexandertechnik teilt sich auf in die Primär- die Sekundär und die Tertiärliteratur. Zur Primärliteratur zählen nur die Schriften, die F. M. Alexander selbst verfasst hat. Werke der Sekundärliteratur sind die Bücher seiner Schüler, die er noch selbst unterrichtet hat, und alles Übrige, was zur Alexandertechnik geschrieben wurde, gehört zur Tertiärliteratur. Die vorliegenden Abschnitte stammen aus F. M. Alexanders erstem Buch MAN'S SUPREME INHERITANCE ("Ein Vermächtnis der Evolution an die Menschheit von unschätzbarem Wert").

"Aus dem bisher Gesagten erklärt sich das oberste Gebot für eine richtige Standposition: Die Füße sind so zu setzen, dass sie als Basis und als Dreh- und Angelpunkt die größte Wirkung erzielen können. So wird die Lage von Armen, Beinen und Rumpf so verändert, dass sie von dort aus auf richtige Weise beeinflusst werden können und dass die Schwerkraft ihnen wirklich helfen kann. Hauptsächlich sollte das Gewicht des Körpers auf dem hinteren Fuß ruhen. Den Hüften sollte es erlaubt werden, so weit wie möglich zurückzufallen, ohne dass das Gleichgewicht, das von der Fußstellung bestimmt wird, verändert und ohne dass der Körper absichtlich nach vorne geschoben wird. Diese Bewegung beginnt bei den Knöcheln und hat insbesondere Auswirkungen auf die Fuß- und Hüftgelenke. Wenn der Körper sich nach vorne neigt, darf es keine Verbiegung der Wirbelsäule oder des Halses geben. Von den Hüften aufwärts muss die relative Lage aller Teile des Torsos zueinander unverändert bleiben. Wenn die Standposition dann eingenommen ist, ist es zudem notwendig, dass der Einzelne eine angemessene Längung seiner Wirbelsäule und eine ausreichende Weitung seines Rückens herbeiführt. (...)

 

Die Standposition, so wie sie gerade erklärt worden ist, ist aus physiologischer Sicht auch der Ausgangspunkt für das Gehen. Das Gewicht wird zum großen Teil auf den hinteren Fuß verlagert. So kann dann das andere Knie gebeugt und der vordere Fuß gehoben werden. Gleichzeitig sollte das Fußgelenk des hinteren Beines so gebeugt werden, dass sich der ganze Körper leicht nach vorne neigt. Auf diese Weise wird dann die treibende Energie der Schwerkraft ins Spiel gebracht.

 

Sind diese grundlegenden Prinzipien erst einmal verstanden, ist die gesamte Physiologie des Gehens tatsächlich erstaunlich einfach. Das Gehen wird einfach nur aufgelöst in diese beiden primären Bewegungsphasen: Man lässt den Körper von dem Fußgelenk aus, auf dem das Gewicht ruht, sich nach vorne neigen und übergibt dann das Gewicht dem Fuß, der nach vorne gebracht worden ist, um zu verhindern, dass man fällt. Diese Methode, so einfach sie auch erscheinen mag, ist leider aber nicht die, die normalerweise Verwendung findet. Der mechanische Nachteil, der sich z. B. aus dem ergibt, was man einen „schaukelnden Gang“ nennt, wäre absolut nicht möglich, wenn die erteilten Anweisungen sorgfältig befolgt würden. Die positive Wirkung auf die gesamte Mechanik der betreffenden Person wird allein schon durch diese Tatsache belegt: Mit den koordinierenden Prinzipien, die durch meine Methode installiert werden können, ergibt sich für den Torso eine dauerhafte Tendenz, sich zu längen. Sie ersetzt die so geläufige Tendenz, dass der Torso sich aufgrund der fehlerhaften Standposition und der sich daraus ergebenden falschen Koordinationsverhältnisse verkürzt.

 

Fast jeder, den ich untersucht oder den ich beim Gehen nur beobachtet habe, verwendet bei diesem Prozess eine unnötige Körperspannung. Sie lässt Wirbelsäule und Beine sich tendenziell verkürzen. Tatsächlich drückt sich der Betreffende sozusagen in den Boden hinein anstatt diesen Druck zu verringern, indem er seinen Körper lang werden lässt und indem er sein Gewicht nach vorne verlagert, was dazu führen würde, dass er sich leicht und frei bewegen könnte. In der Konsequenz führen die beschriebene „Verkürzung“ und dieser „Bodendruck“ dazu, dass die Menschen in unserer Zivilisation mehr und mehr zu Plattfüßen neigen. Auf der anderen Seite verwendet jemand, der gut koordiniert ist, gerade genug und nur so viel Spannung, dass sich Wirbelsäule und Beine tendenziell längen können. Das Gleichgewicht ist so, dass der unangemessene Druck in den Boden nicht vorhanden ist. In den Bewegungen eines solchen Menschen findet sich eine Leichtigkeit und Freiheit, die äußerst bemerkenswert ist. Jemand, der Plattfüße hat, muss bei sich nur diese Bedingungen herbeiführen, wenn die natürliche Wölbung seines platten Fußes wieder hergestellt werden soll."


Bis bald

Dein Großvater



 







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