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ZITATE AUS DER LITERATUR DER ALEXANDERTECHNIK: Glück und Zufriedenheit


Liebe Marie,

die Literatur zur Alexandertechnik teilt sich auf in die Primär- die Sekundär und die Tertiärliteratur. Zur Primärliteratur zählen nur die Schriften, die F. M. Alexander selbst verfasst hat. Werke der Sekundärliteratur sind die Bücher seiner Schüler, die er noch selbst unterrichtet hat, und alles Übrige, was zur Alexandertechnik geschrieben wurde, gehört zur Tertiärliteratur. Die vorliegenden Abschnitte stammen aus F. M. Alexanders zweitem Buch CONSTRUCTIVE CONSCIOUS CONTROL OF THE INDIVIDUAL ("Bewusste Kontrolle beim Um- und Aufbau des Menschen").


"Ein kleines Mädchen wäscht seine Spielzeugtassen und trocknet sie ab oder es kleidet seine Puppe immer wieder an und aus. Ein kleiner Junge bastelt aus Holzklötzen und Bindfaden ein Auto oder eine Lokomotive oder setzt aus Legosteinen ein Haus, eine Brücke oder sogar das Modell einer funktionierenden Maschine zusammen. Wenn wir ein normales Kind beobachten, das eifrig damit beschäftigt ist, etwas zu tun, das sein Interesse voll und ganz in Anspruch nimmt, sind in seinem Spiel in der Tat alle charakteristischen Merkmale von Glück zu erkennen.

 

     Es ist das Bedürfnis eines jeden normalen Kindes herauszufinden, „wie etwas funktioniert“. Dies ist der Grund, warum Kinder von Maschinen magisch angezogen werden. So ist auch dies nicht verwunderlich: Die Kinder haben in den Schulen ein gesteigertes Interesse an der Arbeit der Umschulung auf allgemeiner Basis gezeigt, in denen mit Experimenten gearbeitet worden ist. An den anderen Schulaktivitäten waren sie nur normal interessiert. Dies haben sie nämlich sehr schnell erkannt, dass sie selbst höchst interessante Maschinen sind und dass bei dem Prozess der eigenen Umschulung ihr natürliches Interesse an mechanischen Dingen reichlich Nahrung findet.

 

     Es ist meine Erfahrung, dass dieses Interesse an der Funktionsweise ihres eigenen geistig-körperlichen Mechanismus – es ist ein Zeichen von Klugheit - beständig und in allen Bereichen wächst. Kinder haben grundsätzlich den Wunsch, Kenntnisse über die Funktionsweise unbelebter Maschinen zu erwerben. Die geistig-körperlichen Prozesse, die diesen Wunsch erst einmal entstehen lassen und ihn begleiten, sind nämlich die gleichen, die im Zusammenhang mit dem Kenntniserwerb über den befriedigenden Gebrauch der eigenen Mechanismen in Aktion gerufen werden. Dies müsste doch jetzt allen Betroffenen klar sein: Bei allen Wachstums- und Entwicklungsprozessen eines Kindes oder Erwachsenen sollten zunächst einmal Erfahrungen beim Einsatz der Mechanismen des eigenen geistig-körperlichen Organismus gesammelt werden. Erst danach ist es sinnvoll, in den anderen mechanischen Bereichen Erfahrungen zu machen. Wenn diese Reihenfolge eingehalten wird, werden die Erfahrungen, die später im Bereich unbelebter, mechanischer Experimente gewonnen werden, substantiell einen höheren Wert haben.

 

     Man kann in einem Kind den Ausdruck von Interesse, Zufriedenheit und Glück hervorrufen, wenn man es geschafft hat, ihm das erste Mal das Verständnis dafür zu vermitteln, dass sein allzu verspannter Hals und vielleicht auch sein nach hinten gezogener Kopf tatsächlich nicht auf einem generellen Fehler seines Halses beruhen. Das Kind zeigt Glück und Zufriedenheit, wenn es verstanden hat, dass die Verspannungen seines Halses eine andere Ursache haben: Seine Halsmuskulatur tut nämlich Dinge, die eigentlich von anderen Mechanismen erledigt werden sollten.

 

     Man wird auch die ungewöhnlichen Reaktionen der Befriedigung nicht vergessen, wenn das Kind schließlich gelernt hat, sich einer Reaktion auf einen Stimulus zu enthalten. Dann hat es die Fähigkeit erworben, auf einen Reiz „Nein“ zu sagen, der zu einer fehlgeleiteten Aktivität führen würde. (In unserem letzten Beispiel würde dies bedeuten: Es sagt „Nein“ zu seinem unterbewussten Wunsch, seinen Kopf zurückzuziehen und so den Hals zu verspannen.) Wenn das Kind die Befehle oder Anweisungen dann erteilt, die das Resultat durchdachter Vorstellung zu den richtigen Mitteln-und-Wegen sind, wird man in ihm den Ausdruck erwachenden Selbstvertrauens erkennen, weil dieser ganze Vorgang eine übermäßige Erregung der Angstreflexe prinzipiell verhindert."


Bis bald

Dein Großvater

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