top of page
Empfohlene Einträge

Im Brennglas der Alexandertechnik: Stimmbildung


Liebe Marie,

Georgia Dias hat die Alexandertechnik in der Alexander-Technik Opleiding Nederland (A.N.T.O.N.) studiert und als Sängerin in einer bekannten Band gearbeitet. In ihrer letzten Veröffentlichung hat sie die Stimmbildung zu ihrem Thema gemacht. Sie schreibt darin: "Haben Sie gewusst, dass eine ganze Menge vor sich geht, wenn Sie ihre Stimme benutzen? Ein komplexes System ist daran beteiligt, die Geräusche zu produzieren, die Sie in ihrem Kopf hören. Schalten Sie jetzt nicht auf aus. Es könnte sein, dass Sie eine neue tragende Kraft für ihre Stimme finden und lernen, die feinen motorischen Fähigkeiten ihrer Stimme auf eine andere Art und Weise auszuarbeiten. Lernen Sie, das Instrument in seiner Gesamtheit zu gebrauchen, seine knöcherne Struktur und seine gelenkigen Aufhängungen. Ihre Stimmbildung beginnt an ihrer Fußsohlen und verläuft dann durch den gesamten Körper bis zur Schädeldecke (oder bis zu den Haarspitzen)."


Michael McCallion hat für "Schauspieler, Sprecher im öffentlichen Raum und für alle, die das beste aus ihrer Stimme machen wollen" in seinem Buch 'THE VOICE BOOK' folgendes über Möglichkeiten zur Stützung der Stimme geschrieben: "Was stützt die Stimme? Lassen Sie uns zunächst ausloten, was dies nicht tut: Jeder Prozess, bei dem wir Teile von uns fixieren. Unsere Art der Stützung muss zur Anpassung in der Lage sein, um mit den sich beständig verändernden stimmlichen Anforderungen fertig zu werden. Jedes fixierende System zur Stützung der Stimme führt nämlich zu einem unflexiblen Gebrauch der Stimme und es produziert unweigerlich eine Versteifung im Gebrauch unseres Körpers, der in der Schauspielkunst ganz und gar nicht akzeptabel ist. In der Schauspielerei gehen zusammengekniffene Pobacken, ein beständig hochgezogener und geblähter Brustkorb, steife Knie oder eine erzwungene Stellung der Schultern absolut nicht.


Eine Stütze für die Stimme ist eine Kraft, die mit Ausrichtung verbunden ist. Sie stellt sich ein, wenn die Atemmuskeln in einem koordinierten Zustand zusammen mit einem guten Verhältnis zwischen Kopf, Hals und Rücken arbeiten. Um es einfach auszudrücken: Es ist die Ablehnung, in sich zusammenzusacken, und es sind die physikalischen Mittel, mit denen Sie ihren Atem solange ausströmen lassen können, wie Sie wollen, und das bei den nötigen Druckverhältnissen für jedes Geräusch, für jede Lautstärke, für jede Tonhöhe und für jede Resonanz, die Sie hervorbringen wollen."


Giorgia Dias spricht davon, dass der gesamte Körper von "den Fußsohlen bis zur Schädeldecke" an der Stimmbildung beteiligt ist. Und auch F. M. Alexander hat in all seinen Büchern immer wieder betont, dass der menschliche Organismus bei allem, was der Mensch tut, als eine Einheit funktioniert, nicht nur wenn er seine Stimme gebraucht. Zudem hat er nachgewiesen, dass es für den menschlichen Organismus ein primäres Steuerungssystem gibt: Die Primärkontrolle über das Verhältnis von Kopf, Hals und Rücken. Und er konnte zeigen, dass die guten Bedingungen im menschlichen Organismus erhalten bleiben bzw. wieder hergestellt werden können, wenn dieses natürliche Verhältnis nicht dauernd gestört wird.


Die Stimme und der Atem sind unlösbar miteinander verbunden. "Vom Prinzip her ist das Atmen die geistig-körperliche Handlung eines Lebewesens, mit der frische Luft in die Lungen hinein und vebrauchte Luft wieder aus ihnen heraus befördert wird. (................) Um einen vollen Atemzug mit maximaler Kontrolle zu gewährleisten - ein solcher Atemzug schafft auch beste Voraussetzungen für eine nuancierte Stimmbildung - (......), muss ein Mensch nur in der Lage sein, die geistig-körperlichen Mechanismen, die eine befriedigende Kontraktion und Expansion der Wände des Brustkorbs ermöglichen, so zu steuern, dass sie an ihrem Maximum funktionieren." Dies schreibt F. M. Alexander in "Bewusste Kontrolle beim Auf- und Umbau des Menschen", der deutschen Neuübersetzung von CONSTRUCTIVE CONSCIOUS CONTROL OF THE INDIVIDUAL (BooksonDemand, 2018).


Wenn jemand die Kontrolle über Expansion und Kontraktion des Brustkorbs erwerben will, um seine Beweglichkeit und Kapazität nachhaltig zu erhöhen, gelte es zu beachten, dass der Gebrauch der an der Atmung beteiligten Mechanismen oftmals fehlerhaft sei. Und dieser fehlerhafte Gebrauch sei unbedingt zu hemmen, zu unterbinden, bevor überhaupt daran zu denken sei, einen neuen, verbesserten Gebrauch anzulegen. Für den Aufbau eines verbesserten Gebrauchs erklärt der Alexandertechniklehrer seinem Schüler, "warum in seinem Fall betimmte Neujustierungen notwendig sind und warum und an welchen Stellen es wichtig ist, seine Koordination zu verbessern. Und dann werden ihm die Mittel-und-Wege vorgestellt und erklärt, auf denen die Neujustierungen und die verbesserte Koordination erreicht werden soll. (............).


Wenn es dann gelungen ist, einen zufriedenstellenden, koordinierten Gebrauch der Mechanismen, die an der Ein- und Ausatmung beteiligt sind, herzustellen, kann der Lehrer den nächsten Schritt ins Auge fassen: Er kann dann dem Schüler helfen, diesen koordinierten Gebrauch der Atemmechanismen einzusetzen, wenn der Schüler seine Stimme auf jede nur erdenkliche Weise benutzt. Allerdings sollte die Stimmbildung zunächst nur ein Flüstern sein. Darauf habe ich bereits in meinem ersten Buch (MAN' SUPREME INHERITANCE, die Erstübersetzung ins Deutsche "Ein Vermächtnis der Evolution an die Menschheit von unschätzbarem Wert" ist 2018 bei BooksonDemand erschienen) hingewiesen. Der Vokallaut 'Ah' ist bestens dafür geeignet (.............)."


Der Schüler müsse für eine verbesserte Stimmbildung lernen, "wie der Mund geöffnet wird, wie Lippen, Zunge, weicher Gaumen usw. zu gebrauchen sind, ohne dass Druck und Anspannung auf die Atemmechanismen einwirken." Es müsse verhindert werden, dass "der Kehlkopf übermäßig niedergedrückt wird, dass sich die Muskeln der Sprechorgane, des Rachens und des Halses zu sehr versteifen, dass die Front des Brustkorbes während der Einatmung zu sehr angehoben wird und viele andere Dinge mehr, die sich zwangsläufig entwickeln, wenn jemand, der schlecht koordiniert ist, das 'Atmen' neu lernen will."


Zum Schluss, liebe Marie, noch einige mahnende Worte von Michael McCallion: "Die Art und Weise, in der diese 'Übungen' ausgeführt werden, ist wichtiger als ihre Ausführung selbst. Wenn wir beachten, dass wir bei unserer Arbeit die richtigen Mittel einsetzen, wird sich das, was wir mit ihnen erreichen wollen, weitestgehend ganz von allein einstellen. Seien Sie auf Überraschungen gefasst! Ihre Stimme, so wie Sie sie kennen, wird sich verändern, wenn Sie die Mittel zur Stimmproduktion verändern. Bis diese Mittel so aufgebaut worden sind, dass sie einigermaßen funktionieren, und bis sie dann auch regelmäßig eingesetzt werden, solange wird das zu Erreichende - die volle Stimme im Zustand der Gelöstheit - für Sie eine weitgehend unbekannte Eigenschaft bleiben.

Erhalten Sie sich Ihre Länge, den freien Hals und bleiben Sie bei Ihren primären Steuerungsbefehlen! Nur so werden Sie Ihre volle Weite erlangen. Erzwingen Sie nichts."


Bis bald

Dein Großvater


Aktuelle Einträge
Archiv
Schlagwörter
Folgen Sie uns!
  • Facebook Basic Square
  • Twitter Basic Square
  • Google+ Basic Square
bottom of page