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IM BRENNGLAS DER ALEXANDERTECHNIK: Schwere, Trägheit und Fliehkraft


Liebe Marie,

"jede Bewegung ist Gesamtbewegung, ist (folglich) begleitet und getragen von einer den ganzen Körper durchflutenden Welle innerer Lebensvorgänge und von jener feinen Bereitschaftsspannung der gesamten Muskulatur." Dies schreibt Dore Jacobs in ihrem Werk "Die menschliche Bewegung" (Kallmeyer Verlag, 1985). All dass sei eine "von Natur aus feine, im Augenblick gefundene Reaktion auf die Wirkungen der Schwere, der Trägheit oder der Fliehkraft."


Nun ist es ja so, dass "jede Bewegung unter der Einwirkung der Schwerkraft" verläuft. Je nachdem, ob die Bewegung aufwärts, abwärts oder seitwärts gerichtet ist, wirkt die Schwere als Antagonist oder als Synergist und macht den Einsatz der entsprechenden Muskelgruppen überflüssig. "Und in allen Fällen haben die Muskeln gegen die Schwerkraft Haltungsaufgaben zu erfüllen. Bei fortlaufenden Bewegungen spielt das Beharrungsvermögen (die Trägheit) mit und macht einen Teil der Muskelarbeit unnötig. Eine praktisch erhebliche Rolle spielt es beim Gehen auf glatter Fläche (Eis, Schnee) und bei allen pendelnden Bewegungen, beim Schwingen der Arme und Beine und bei Schwungbewegungen mit Dingen." Nicht das Schwingen selbst sei die eigentliche Leistung - das erledigen Schwerkraft und Trägheit -, sondern der Widerstand gegen die durch das Schwingen ins Spiel gebrachte Fliehkraft, die bei jeder pendelnden, kreisenden oder drehenden Bewegung zum Zuge kommt. Würde man der Fliehkraft nichts entgegensetzen, würde man z. B. beim schnellen Kurvenlaufen aus der Bahn geschleudert. (ebenda)


Wir können den Naturkräften niemals entkommen. Umso wichtiger ist es, dass wir sie für und nicht gegen uns arbeiten laasen. Wie es aussieht, wenn wir zulassen, dass die Schwerkraft gegen uns arbeitet, erkennt man an den Bildern C und D unten, in denen die Schwerkfaftlinie jeweils stark aus der Körpermitte nach hinten verschoben ist. Wir sehen in C das starke Hohlkreuz, den vorgeschobenen Bauch und den ein- und zurückgezogenen Kopf. In D hat sich die Gestalt weiter verkürzt, der Bauchbereich ist erschlafft, der Oberkörper in sich zusammengesunken und ein leichter Buckel hat sich gebildet.

Bild A zeigt das Ideal: Alle Körperteile bilden eine Einheit. Nichts ist vorgeschoben, herausgedrückt oder abgesackt. Die Schwerkraftlinie verläuft vom Kopf bis zu den Füßen durch die Körpermitte. Aber, liebe Marie, hüte Dich vor den falschen Versprechungen schneller Erfolge! Hüte Dich davor, direkt auf Dein Ziel zuzustürmen, sondern bedenke die Mittel-und-Wege! Der Weg von C oder D nach A ist nämlich ein Prozess, der bei Dore Jacob als eine Welle beschrieben wird, die "von den inneren Organen zu den äußeren Muskeln und hinein in den Bewegungsablauf fließt, ihn gleichsam leiblich beseelend, " und von dort zurück zu den inneren Organen, sie zu stärkerer Lebenstätigkeit anregt, um"als neue, stärkere Lebenswelle wiederum in die Bewegung hineinzugehen, sie steigernd, umlenkend, abwandelnd, und immer so fort in stetem Wechsel zwischen Innen und Außen."


Mit Hilfe der Alexandertechnik kann dieser Prozess, der im Allgemeinen unterbewusst abläuft, jetzt bewusst gesteuert und kontrolliert werden, wenn erst einmal die Hemmung der unmittelbaren Reaktion auf einen Reiz und die Steuerung der Primärkontrolle mittels der Befehle zur natürlichen Ausrichtung des Verhältnisses zwischen Kopf, Hals und Rücken zu einer Gewohnheit geworden sind. Aus der Position A heraus wird dann auch das Gehen im wahrsten Sinne des Wortes zu einem 'Selbstläufer'. Schwerkraft und Beharrungsvermögen (Trägheit) ziehen uns vorwärts, liefern den Vortrieb, der von uns nur noch verlangt, ein Bein vor das andere zu setzen, um zu verhindern, dass wir fallen.


Dies sind wahrlich keine leeren Versprechungen und niemand kann auf schnelle Erfolge hoffen. Aber, erst einmal etabliert, wird die Alexandertechnik einem jeden sein Leben lang ein Begleiter sein, der verhindert, dass Krankheit und Gebrechen in unserem Leben einen Platz finden.


Bis bald

Dein Großvater

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