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IM BRENNGLAS DER ALEXANDERTECHNIK: Schmerz lass nach!


Liebe Marie,

"man weiß nie, was ist Ursache, was ist Folge", dies sagt Dr. Andreas Schwarzer vom Universitätsklinikum Bergmannsheil in Bochum in der Westfälischen Rundschau vom 20 Januar 2023 zum Thema Schmerzen. Diese Unwissenheit sei der Ausgangspunkt für das Projekt Pain2.0, bei dem Schmerzen in einem "biopsychosozialen Modell" angesiedelt werden. Neben den körperlichen Faktoren werden darin auch die Faktoren Arbeitsplatz und Privatleben in die Bewertung der Schmerzen mit einbezogen. Mit dem Projekt Pain2.0 werde eine wichtige Versorgungslücke geschlossen, heißt es in dem Artikel weiter.


"Man weiß nie, was ist Ursache, was ist Folge". - Diese Aussage ist so nicht richtig! Nicht "man" weiß nicht, sondern die Medizin weiß nicht (oder will es gar nicht wissen). Seit dem Wirken F. M. Alexanders im vorigen Jahrhundert, ist sehr wohl bekannt, dass letztendlich alle Schmerzen auf einen falschen Selbstgebrauch zurückzuführen sind, und es ist auch bekannt, wie ein Gebrauch auszusehen hat, damit Defekte und mit ihnen die Schmerzen im menschlichen Organismus gar nicht erst entstehen. Seitdem weiß man sehr genau, dass für Gesundheit und Wohlergehen des Einzelnen das grundlegende Verhältnis zwischen Kopf, Hals und Rücken der entscheidende Faktor ist. Solange der Einzelne dieses Verhältnis durch sein Verhalten nicht dadurch stört, dass es ihm zur Gewohnheit geworden ist, seinen Hals zu versteifen, seinen Kopf ein- und zurückzuziehen, und so die Wirbelsäule zu verkürzen und den Rücken eng zu machen, bleibt er von Krankheit und Gebrechen weitestgehend verschont.


Dieser Sachverhalt wird auch durch die Krankengeschichte des "Leon Goldhammer" belegt, die den Aufhänger für den Artikel in der Westfälischen Rundschau bildet. Leon Goldhammer ist gerade einmal 24 Jahre alt. Schon seit Jahren hat er sich dem Kraftsport verschrieben. Im April 2021 kommen die Schmerzen über Nacht und sind auch bis heute nicht verschwunden. Weder mit Medikamenten noch mit physiotherapeutischen, othopädischen oder chiropraktischen Maßnahmen konnten sie vertrieben werden. Von der Diagnose "muskuläre Anspannung" für seine Schmerzen, die ihn auf den richtigen Weg gebracht hätte, wollte er partout nichts wissen. Er empfand sie sogar als "stigmatisierend".


Auf dem Foto in der Westfälischen Rundschau, das "Leon" mit der Privatdozentin Kathrin Bernardy zeigt, kann jeder sehen, der einen Blick dafür hat, wo die Probleme liegen: Die stark definierten Muskeln von Schultern und Oberkörper bei gleichzeitig enggestelltem Hüftbereich, die so typisch für einen Kraftsportler sind, zwingen Leon ins Hohlkreuz, was für sich allein schon eine Verspannung und Deformation darstellt. Für eine zusätzliche Anspannung sorgen die unter den Stuhl gezogenen Beine. Nicht deutlich zu erkennen ist auf dem Foto allerdings die Einheit bestehend aus Kopf, Hals und Rücken. Wir können und müssen aber davon ausgehen, dass diese Einheit in erheblichem Maße gestört ist. Ein Hohlkreuz ist nämlich generell mit einem falschen Gebrauch dieser Einheit verbunden.


Wenn Leon allerdings nicht mit dem Kraftsport aufhört, wird ihm auch mit der Alexandertechnik nicht zu helfen sein. Wenn er weiterhin seinen Kraftsport ausübt, ist es relativ unwahrscheinlich, dass er seine kinästhetische Wahrnehmung mit der Alexandertechnik entwickeln kann; dass er seine zahlreichen Muskelverspannungen nicht mehr nur als Schmerzen wahrnimmt, sondern als das, was sie sind: übermäßig kontrahierte Muskeln; dass er lernt, diese Muskeln zu lösen und sich so zu gebrauchen, dass er nicht länger das natürliche Verhältnis zwischen Kopf, Hals und Rücken stört.


Für die Schulung seiner kinästhetischen Wahrnehmung und als Ersatz für seinen Kraftsport empfehle ich ihm zunächst die "Übungen" aus Deborah Caplans Buch PROBLEMFELD: RÜCKEN (Bod, 2023). Dies sind keine Übungen im herkömmlichen Sinne, sondern einfache Bewegunsabfolgen, die es dem Ausführenden leicht machen, dem Bewegungsablauf nachzuspüren und jedes Mal weitere Verspannungen seiner Muskulatur aufzudecken, um sie dann hoffentlich auch aufzulösen, so dass die Bewegung leichtgängiger und immer noch leichtgängiger wird.


Mit den Kriterien, die Leon mit der Alexandertechnik an die Hand gegeben werden, könnte er auch erneut mit dem Kraftsport beginnen, wie er sich auch jeder anderen sportlichen Herausforderung schadlos stellen könnte, wenn er diese Kriterien beachtet. Ich würde jedoch stark vermuten, dass er sich gegen eine Wiederaufnahme entscheidet, weil er mit der Alexandertechnik auch ein neues Bewusstsein zu sich selbst und für die Dinge der Welt entwickelt haben wird.


Bis bald

Dein Großvater


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