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Im Brennglas der Alexandertechnik: Lernen, Konsumanreizen zu widerstehen


Liebe Marie,

"Kinder müssen erst lernen, mit dem schier unüberschaubaren Angebot an Waren, Dienstleistungen und Informationen umzugehen." Dies sagt Klaus Müller vom Vorstand des Bundesverbands der Verbraucherzentrale in der Westfälischen Rundschau vom 01. März 2021. Es müsste ihnen schon in der Schule beigebracht werden, "ihre Konsumentscheidungen kompetent, informiert und im Bewustsein der Folgen zu treffen". Kinder hätten tatsächlich ein Recht auf Verbraucherbildung.


Wer die Kinder, aber auch alle anderen, vor den kreativen und teilweise auch ästhetischen Machenschaften der Werbung und den daraus entstehenden Kosumentscheidungungen schützen will, muss die Menschen dazu bringen, eine Fähigkeit vermehrt bewusst einzusetzen, die bereits seit Millionen von Jahren in der Kreatur auf unterbewusster Ebene angelegt ist und Verwendung findet: Die Fähigkeit zur Hemmung. "Die Wildkatze unterdrückt den Impuls, voreilig zu springen, wenn sie sich an ihre Beute heranschleicht. Um bei ihrer Jagd erfolgreich zu sein, kontrolliert sie die Gier, ihren natürlichen Appetit auf der Stelle zu befriedigen. In diesem Fall, wie auch in vielen anderen ähnlich gelagerten Fällen, haben Notwendigkeiten zu solch instinktiven Hemmungsvorgängen geführt, die über einen sehr langen Zeitraum schon Bestand haben. Das Hauskätzchen, erst ein paar Wochen alt, das noch nie selbstständig für Futter gesorgt hat, wird dieses gleiche Instinktverhalten an den Tag legen. Bei Tieren ist also die vererbte Fähigkeit zur Hemmung vorhanden. Und auch beim Menschen gehört sie zu seinem körperlichen Erbe. Mit dem bewussten Einsatz dieser wunderbaren Kraft aber, wird der Mensch Erfahrungen sammeln, die ihm zusätzliche Möglichkeiten eröffnen." scheibt F. M. Alexander in "Ein Vermächtns der Evolution an die Menschheit von unschätzbarem Wert" (BooksonDemand, 2018), der Erstübersetzung ins Deutsche von MAN'S SUPREME INHERITANCE.


Nur müssen wir leider festgestellen, dass die Fähigkeit zur Hemmung in den gegenwärtigen Erziehungssystemen eher noch weiter zurückgedrängt anstatt zum Leben erweckt wird. F. M. Alexander schreibt dazu in "Bewusste Kontrolle beim Auf- und Umbau des Menschen" (BooksonDemand, 2018), der Neuübersetzung ins Deutsche von CONSTRUCTIVE CONSCIOUS CONTROL OF THE INDIVDUAL: "Es bedeutet den Verlust der Hälfte unseres geistig-körperlichen Rüstzeugs, wenn wir nach und nach den unverzichtbaren Prozess immer weniger einsetzen, der Hemmung genannt wird. Der verhältnismäßige Verlust dieser wertvollsten aller Fähigkeiten, liegt hauptsächlich in den falschen Prinzipien begründet, die den Unterrichts- und Lehrmethoden in allen Bereichen zugrunde liegen.

Diejenigen, die für diese falschen Methoden verantwortlich zeichnen, haben eines nicht verstanden: Es ist äußerst wichtig, dass sich in allen Lebensbereichen der Wunsch, etwas zu tun. und die Fähigkeit, diesen Wunsch zu unterdrücken, dass sich also die Willenskraft und die Fähigkeit zur Hemmung, die Waage halten." Und dort findet sich auch eine Definition von Hemmung, so wie sie F. M. Alexander meint: "Hemmung liegt vor, wenn die Antwort auf einen Reiz oder auf mehrere Reize unterdrückt wird und so eine geistig-körperliche Aktivität nicht angeregt wird. (..) Der Begriff Hemmung steht für die Kraft, die ein Tun unterbindet, es unterdrückt, es verhindert. Nicht mehr und nicht weniger!


Mit der Alexandertechnik gibt es inzwischen eine Technik, mit der u. a. die Kraft zur Hemmung mehr und mehr gestärkt werden kann. Anstelle eines Faches Verbraucherschutz müsste viel eher das Fach Alexandertechnik an so vielen Grundschulen eingerichtet werden, wie Alexandertechniklehrer zur Zeit zur Verfügung stehen. In einem Unterrichtsfach 'Verbraucherschutz' soll den Schülern vermittelt werden, ihre Kaufentscheidungen kritisch zu überdenken. Die Alexandertechnik kann sehr viel mehr leisten, als nur die Schüler so stark zu machen, dass sie den Verlockungen der Werbung widerstehen können. Mit der Alexandertechnik kann auch ein Problem gelöst werden, das seit längerem schon unter den Nägeln brennt: Der schlechte allgemeine Gebrauch sehr vieler Schüler und Schülerinnen. Dieser schlechte Allgemeingebrauch, bei dem teilweise massiv in das natürliche Verhältnis von Kopf, Hals und Rücken eingegriffen wird, ist tasächlich der Wegbereiter für die allermeisten Krankheitsbilder.


Diese Technik ist vor fast genau hundert Jahren von F. M. Alexander entwickelt worden. Bis heute spielt sie jedoch in den Systemen, Konzepten und Methoden der Erziehung keine Rolle. Warum das so ist? Die Antwort liegt auf der Hand: Es ist von der Wirtschaft, der derzeit tragenden Säule der Gesellschaften fast überall auf der Welt, schlichtweg nicht gewollt. Es ist eigentlich von keiner Institution der Macht gewollt, dass die Fähigkeit zum Nein-Sagen bei den Menschen stark ausgeprägt wird. ORA ET LABORA war bis in die Neuzeit hinein die Forderung der Mächtigen an die Menschen. Das Gebet heute ist der Konsum und das LABORA wird zu einem "Tue, was von dir verlangt wird".


Bis bald

Dein Großvater


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