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IM BRENNGLAS DER ALEXANDERTECHNIK: Konkurrenz oder Kooperation


Liebe Marie,

in dem Roadmovie "303" von Hans Weingartner haben Jan und Jule ausreichend Zeit, um über Gott und die Welt zu sprechen. An einer Stelle des Films kommt es zu einem Gespräch, in dem Jule darauf hinweist, dass in der Eiszeit vor 25.000 Jahren der Cro-Mangnon-Mensch überlebt hat, der Neandertaler aber nicht:

Jule: "Viel interessanter ist doch die Frage nach dem Grundprinzip, was uns als Menschheit weiterbringt - Konkurrenz oder Kooperation."

Jan: "Konkurrenz."

Jule: "Kooperation. (..........) Hast du schon eimal etwas von Mitgefühl, von Empathiespiegelung gehört? Deshalb habe ich dich doch mitgenommen. Und Empathie ist die Basis der Menschlichkeit. Daraus entsteht Kooperation. Und es ist nicht einfach nur nett, sondern das Geheimnis unseres Erfolges. Wegen der Kooperation stammen wir vom Cro-Mangnon-Menschen ab und nicht vom Neandertaler. Willst du es genau wissen?" Danach erklärt Jule Jan, warum der Cro-Mangnon-Mensch in jener Eiszeit überlebt hat und der Neandertaler nicht.


Tatsächlich ist Kooperation, für die Jule so vehement eintritt, in der Natur gang und gäbe. Insekten und Pflanzen leben schon seit Jahrmillionen von Jahren in Symbiose miteinander und ziehen ihren Nutzen daraus, heißt es in der Westfälischen Rundschau vom 21. Mai 2022. Flechten sind ein Beispiel, das Berühmtheit erlangt hat und natürlich die "Zusammenarbeit" von Bienen und Blühpflanzen. Die Bienen werden vom süßen Nektar der Blüten angelockt und übertragen, sozusagen zum Dank, beim Wechsel von Blüte zu Blüte den Blütenstaub, mit dem die Pflanzen befruchtet werden. Oder Ameisen: Sie mögen ebenfalls die süßen Säfte und leben in Symbiose mit Läusen, die an ihrem Hinterteil Honigtau absondern, wenn sie von den Antennen der Ameisen berührt werden. "Als Gegenleistung werden die Läuse nicht nur vor Fressfeinden geschützt, die Ameisen transportieren die Tiere auch zu geeigneten Pflanzen, wo dann ganze Herden von Blattläusen an bestimmten Stellen weiden." (ebenda)


Und auch der Mensch ist "als Einzelwesen weder materiell noch psychisch dauerhaft überlebensfähig". So arbeiten allein schon in "unserem Verdauungssystem Milliarden von Bakterien, ohne die wir aus unserer Nahrung keine Energie gewinnen könnten." Und auch auf unserer Haut tummeln sich Milliarden von kleinsten Lebewesen, die von unseren Hautabsondrerungen leben und im Gegenzug unsere Haut porentief sauber halten. "Wir sind also selbst eine solidarische Kommune aus mehrzelligem Gewebe und Einzellern." (ebenda)


Kooperation ist auch im menschlichen Organismus selbst das tragende Prinzip: Wenn es zum "Kampf der Teile im Organismus" kommt, wie der Titel des grundlegenden Werkes Dr. Wilhelm Roux' lautet, wenn Teile auf Kosten von anderen Teilen mehr Platz im Organismus für sich beanspruchen, als ihnen zusteht, ist die unausweichliche Folge Krankheit in ihren verschiedesten Ausprägungen - und im Extremfall der Tod. Von Natur aus leben die Teile des Körpers friedlich und symbiotisch neben- und miteinander. Nur haben es die Zivilisationsbedingungen mit sich gebracht, dass der Mensch vermehrt dieses Zusammenleben der Teile unterbewusst stört - insbesondere hat er eine Neigung entwickelt, in das natürliche Verhältnis zwischen Kopf, Hals und Rücken schädigend einzugreifen, indem er aus Gewohnheit seinen Kopf ein- und zurückzieht, seine Wirbelsäule staucht und seinen Rücken eng macht. Es ist das Verdienst F. M. Alexanders diesen Sachverhalt überhaupt erst einmal aufgedeckt und mit seinem System eine Technik entwickelt zu haben, die es dem Menschen ermöglicht, dieses natürliche Verhältnis zwischen Kopf, Hals und Rücken bewusst zu steuern und zu kontrollieren; so zu steuern und zu kontrollieren, dass ein friedliches Zusammenleben aller Teile im Organismus und ein langes Leben bei bester Gesundheit und Wohlergehen möglich werden.


Ohne die Kontrolle des natürlichen Verhältnisses zwischen Kopf, Hals und Rücken - F. M. Alexander hat sie Primärkontrolle genannt - können die Dinge sehr leicht aus dem Ruder zu laufen, gerade unter den gegenwärtigen schelllebigen Zivilisationsbedingungen. Krankheit und Gebrechen schon im frühen Alter sind mittlerweile eher der Normalfall als die Ausnahme und sind in letzter Konsequenz auf den fehlerhaften Gebrauch des Einzelnen zurückzuführen. Und dieses Fehlverhalten hat auch Auswirkungen auf höheren Ebenen, auf die Gesellschaft und auf die zwischenstaatlichen Beziehungen."Die gesamte Menschheitsgeschichte ist ein einziges verdammtes Blutbad. Alle drei Sekunden wird auf der Welt irgendwo ein Mord begangen. Jetzt gerade schlägt vielleicht ein Mann seine Frau tot, weil sie ihn verlassen will. Wir sind nicht nur gut, wir sind auch böse! Das steckt in uns drin." So drückt Jan dies in dem Film "303" aus:


Mit der Alexandertechnik haben wir nun endlich auch ein System an der Hand, um "das Böse in uns" unter eine bewusste Kontrolle zu bringen. Mit ihr lernen wir, unser Fehlverhalten in jeglicher Form zu hemmen, nein zu sagen zu dem Impuls, "das Böse in uns" an die Oberfläche kommen zu lassen und es in Schach zu halten. In diesem Sinne ist die Alexandertechnik auch ein Frieden schaffendes System.


Bis bald

Dein Großvater


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