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Im Brennglas der Alexandertechnik: Heuschnupfen


Liebe Marie,

die Haselnuss und die Erle blühen: Ein Zeichen, dass der Frühling nicht mehr weit ist, und ein Alarmzeichen für alle Allergiker. Mit der Haselnuss- und der Erlenblüte fängt ihre Leidenszeit an. Niesattacken, eine laufende Nase, juckende Augen, Müdigkeit und Konzentrationsprobleme sind einige der Symptome von 'Heuschnupfen', wie eine Pollenallergie allgemein im Volksmund genannt wird. Jeder fünfte Deutsche habe mittlerweile eine manifeste Pollenallergie, wird der Leiter der Sektion Rhinologie und Allergologie der HNO-Universitätsklinik Marburg in der Westfälischen Rundschau vom 8. März 2021 zitiert. Bei Heuschnupfen komme es durch die allergische Reaktion zu Entzündungen in der Nase oder den Bronchien, die sich durchaus auch auf die unteren Atemwege ausbreiten könnten, wenn der Heuschnupfen nicht behandelt werde, heißt es hier auch.


Den Begriff Allergie hat der Mediziner Dr. C. von Pirquelt zu Beginn des 20. Jahrhunderts in Analogie zu dem griechischen 'en-ergeia' - der wirkenden Kraft der körpereigenen Prozesse - geprägt. Mit 'All-ergeia' bezeichnete er demgegenüber die Reaktionen des Körpers auf körperfremde Stoffe (vgl.: Kluge, Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache, DeGruyter, 1999). Diese Reaktionen sind vom Prinzip her zunächst einmal die Gesundheit erhaltende Maßnahmen des Organismus, wenn etwa Giftstoffe erbrochen oder Fremdkörper auf natürlichem Wege ausgeschieden werden. Mittlerweile hat sich aber das Verständnis darüber, was eine Allergie ist, gewandelt. Sie wird heute als ein Krankheitsbild betrachtet, bei dem das Immunsystem mehr oder weniger stark auf alle möglichen Stoffe oder Substanzen überreagiert, angefangen von den Pollen bei Heuschnupfen über die Kuhmilch bis hin zu dem Schwermetal Nickel. An sich harmlose Stoffe in der Luft, bei Kontakt oder in Nahrungsmitteln werden plötzlich bei manchen Menschen zu Allergenen, wie auch Bienen- oder Wespenstiche bei manchen allergische Reaktionen auslösen könnnen. So kann man es auf der Internetseite des 'Zentums für Gesundheit' nachlesen.


Ob die in der Westfälischen Rundschau aufgezählten Ursachen für eine Allergie - darunter eine mögliche genetische Veranlagung, das Rauchen und das Passiv-Rauchen, die Umweltverschmutzung durch Diesel- und andere Abgase, der Klimawandel mit steigenden Temperaturen, mit steigender CO2-Belastung und mit der Verbreitung neuer Allergie auslösender Pflanzen in unseren Breiten - tragfähig ist, sei dahingestellt. Sehr viel plausibler sind wohl die Begründungsansätze auf der Internetseite des 'Zentrums für Gesundheit', wenn dort ein geschwächtes Immunsystem, eine Schwächung der Nebennieren und die geschwächte Thymusdrüse als Ursachen angeführt werden. (Nebennieren und Thymusdrüse produzieren auf natürlichem Wege das Cortison, das den Allergikern gerne als Medikament verschrieben wird.)


Warum sind aber das Immunsystem, die Nebennieren und die Thymusdrüse geschwächt? Ist die Schwächung wirklich allein auf übermäßigen Kaffee-, Zucker- oder Alkoholkonsum und auf zu viel Stress zurückzuführen, wie es auf der Internetseite des 'Zentrums für Gesundheit' gesagt wird? - Im Inneren des Torsos ist der zur Verfügung stehende Raum begrenzt. Alle Teile des Organismus haben in Relation zu den anderen Teilen ihren festen Platz. Nur wird dieser Raum oftmals noch durch den Aufbau überflüssigen Fettgewebes oder durch Kontraktion und Verkrampfung der Muskulatur stärker eingeschränkt. Wenn dazu noch ein Gebrauch kommt, bei dem die einzelnen Teile ungünstig zueinander verschoben werden, kommt es zu dem, was Dr. Wilhelm Roux den 'Kampf der Teile im Organismus' genannt hat, mit dem Ergebnis, dass bei dem Einen diese Teile die Verlierer sind und bei dem Anderen andere Teile, die dann mit Funktionseinbußen reagieren. (vgl dazu: W. Roux, Der Kampf der Teile im Organismus, Verlag W. Engelmann, 1881)


An dieser Stelle, liebe Marie, kommt die Alexandertechik ins Spiel, sorgt sie doch schließlich dafür, dass alle Teile des Organismus wieder an ihren angestammten Platz gelangen. Dort wird ihre Funktion nämlich nicht durch die anderen Teile beeinträchtigt. Bis es aber soweit ist, dass alle Teile wieder in Harmonie zusammenarbeiten, sind noch einige wichtige Vorarbeiten zu erledigen: Die Wahrnehmungsfelder der Sinne, insbesondere das Feld der kinästhtetischen Wahrnehmung, mit der es dem Betroffenen möglich ist zu erkennen, wo sich die einzelnen Teile gerade befinden, sind zu entwickeln und auszudehnen; der Gebrauch des Allergikers ist so zu verändern, dass er nicht länger beständig in das natürliche Verhältnis zwischen Kopf, Hals und Rücken eingreift; er muss lernen, nicht direkt auf ein Ziel zuzusteuern; er muss lernen, seinen Wunsch zu unterdrücken - zu hemmen, wie es in der Fachsprache der Alexandertechnik heißt -, mit seinen gewohnten Handlungsmustern auf einen Impuls zu reagieren, ja er darf erst einmal überhaupt nicht auf einen Reiz reagieren; und er muss eine Vorstellung davon entwickeln, wie er anders reagieren soll.


Wenn diese Vorarbeiten schließlich dazu geführt haben, dass der Allergiker seinen allgemeinen Gebrauch bewusst steuern und kontrollieren kann, werden auch seine Nebennieren und die Thymusdrüse wieder den Wasser-, Mineneralstoff- und Zuckerhaushalt und die Coritisonproduktion regeln, um die jeweiligen Fremdstoffe entsprechend in den Organismus zu integrieren und dort zu verarbeiten. Das Immunsystem kann sich dann wieder ganz entspannt seinen eigentlichen Aufgaben widmen und muss nicht länger gestresst überreagieren, weil andere Organe ihre Aufgaben nur mangelhaft wahrnehmen konnten.


F. M. Alexander hat sich diese Technik selbst erarbeiten müssen. Er hat dafür viele Jahre gebraucht. Mit Hilfe eines Alexandertechiklehrers können jedoch schon in wenigen Monaten die Grundlagen geschaffen werden, damit der Einzelne selbstständig am Haus seines guten Gebrauchs weiterbauen kann.


BIs bald

Dein Großvater


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