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IM BRENNGLAS DER ALEXANDERTECHNIK: Geführte Bewegungen


Liebe Marie,

"unter geführter Bewegung verstehen wir hier Bewegungen, bei denen ein Glied oder dann auch der ganze Leib der Führung eines Partners folgt. Man könnte sich an die sogenannte passiven Bewegungen der Krankengymnastik erinnert fühlen, aber sie haben andere Aufgaben und wenden sich an andere Funktionen."Passive Bewegungen" sollen versteifte Glieder wieder beweglich machen oder durch Ruhigstellung oder Lähmung geschädigte Glieder besser durchbluten. Sie verlangen vom Kranken nichts weiter, als dass er das Gleid mit seiner ganzen Schwere dem Helfer überlässt. Geführte Bewegungen dagegen wollen zum feinfühligen Spüren und Nachgeben erziehen und damit sensibles und motorisches Geschehen, Rezeptivität und Aktivität ins Gleichgewicht bringen. Mit Hilfe geführter Bewegung soll man erfahren, wie man sich in selbsttätiger Bewegung der Natur unserer nervlichen Funktionen gemäß zu verhalten hat." Dies schreibt Dore Jakobs in ihrem grundlegenden Werk "Die menschliche Bewegung". Und weiter heißt es dort: "Dazu genügt es nicht, sich den Händen des Partners passiv zu überlassen, wie es in der Krankengymnastik erforderlich wird. Man muss wach und mitfühlend auf das eingestellt sein, was mit einem geschieht; auf das Tun des Partners lauschen, aber nicht mit der Aufmerksamkeit des Kopfes, sondern mit den Sinnesorganen des bewegten Gliedes. Das 'passiv' bewegte Bein muss spüren, was die Hand des Partners von ihm will, es muss mitfühlen und aus dem Mitfühlen mitgehen; Es darf keinen Widerstand leisten, wenn sich die Bewegung ändert, es darf aber auch nicht willkürlich seinen Weg wählen."


Geführte Bewegungen von der Art, wie sie Dore Jacobs definiert, spielen in der Alexandertechnik auf dem Weg hin zu einer bewussten Steuerung der Primärkontrolle über das natürliche Verhältnis zwischen Kopf, Hals und Rücken tatsächlich eine wesentliche Rolle. Über solch geführte Bewegungen gelangt ein Schüler der Alexandertechnik zu neuen, immer zuverlässigeren sinnlichen, insbesondere kinästhetischen Erfahrungen in Bezug auf die Lage der verschiedenen Körperteile zueinnander. Er lernt wahrzunehmen, dass

  • er vielleicht seinen Kopf ein- und zurückzieht,

  • seine Halsmuskulatur verspannt ist,

  • er seine Wirbelsäule staucht oder versteift,

  • sein Rücken verzogen ist,

  • sein unterer Rücken sich nach vorne wölbt,

  • seine Bauchmuskeln erschlafft sind,

  • er vielleicht seine Hüfte nach einer Seite verdreht oder zu einer Seite hochzieht,

  • er seine Schultern hoch- und/oder einzieht,

  • seine Knie nach innen gerichtet sind,

  • er in den Fußgelenken einsinkt

  • er vielleicht seine Zehen einzieht und anderes mehr.

All diese Merkmale, wie auch die sich ausweitenden Schwächen in den sinnlichen Wahrnehmungen, sind einer wie der andere Kennzeichen eines falschen Gebrauchs, der gewohnheitsmäßig das natürliche Verhältnis zwischen Kopf, Hals und Rücken stört. Wenn dieser fehlerhafte Gebrauch nicht abgestellt wird, nehmen diese Merkmale nicht nur in ihrer Ausprägung weiter zu, es entwickeln sich daraus auch all die Beschwerden, Krankheiten und Gebrechen, die so typisch sind für unsere Zivilisation.


Wenn wir Beschwerden, Krankheiten und Gebrechen verhindern wollen, genügt es also nicht, allein die sinnliche Wahrnehmung zu entwickeln, wir müssen auch unseren fehlerhaften Gebrauch abstellen. In der Tat wird sich dieser Gebrauch mit den Mitteln der Alexandertechnik - der Fähigkeit zur Hemmung der sofortigen Reaktion auf einen beliebigen Reiz, einer immer zuverlässiger werdenden sinnlichen Wahrnehmung, der Erteilung von Selbstbefehlen zur Primärkontrolle des natürlichen Verhältnisses zwischen Kopf, Hals und Rücken und dem Verzicht, direkt ein Ziel anzusteuern - über kurz oder lang so verändern, dass die jeweils vorhandenen Merkmale mit der Zeit nach und nach verschwinden. Mit einem solchermaßen veränderten Gebrauch wid dann auch die geführte "Bewegung eines Gliedes den ganzen Leib mit Lebenswellen durchfluten" und " große sinnliche Aufgeschlossenheit (wird sich) mit geringster Aktivität verbinden." (Dore Jacobs, ebenda)


Bis bald

Dein Großvater


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