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Im Brennglas der Alexandertechnik: Der Mensch im "Anthropozän".


Liebe Marie,

nach dem Äon, Paläozoikum, Mesozoikum, Kanäozoikum sei die Erde nun in ein neues geologisches Zeitalter eingetreten, das 'Anthropozän', "in dem der Mensch entscheidend die natürliche Entwicklung der Erde beeinflusst und sein Verhalten verantwortlich ist für Umweltverschmutzung, Artensterben oder Klimawandel" , wird der Schriftsteller John Green in einer Besprechung seines Buches 'Notizen zum Leben auf der Erde' in der Westfälischen Rundschau vom 31.Juli 2021 zitiert. Den Begriff 'Anthropozän' hatten zuvor bereits der Biologe Eugene F. Stoermer und der Atmosphärenchemiker Paul J. Crutzen geprägt, "um den verheerenden Einfluss des Menschen auf die Umwelt zu verdeutlichen" (ebenda).


Tatsächlich nimmt der Mensch des Anthropozäns massiv Einfluss auf alle nur denkbaren Bereiche des Lebens. Nicht nur, dass er die Erde mit Rasenflächen übersät hat, Gesetze erlässt, die die Bejagung von Kanadagänsen einschränkt, Klimaanlagen und Ventilatoren baut und einsetzt - diese Beispiele führt John Green u. a. in seinem Buch an -, er baut auch riesige Staudämme, begradigt Flüsse, versiegelt die Erdoberfläche in erheblichem Maße, verbindet Weltmeere durch Kanäle (Suez-Kanal, Panama-Kanal), verändert Lebensmittel genetisch, holt im großem Stil die Bodenschätze aus dem Boden, baut Kühlketten vom Erzeuger bis zum Endverbraucher auf, befeuert Kraftwerke mit Kohle, Erdgas, Erdöl und radioaktiven Brennstäben, um die Energieversogung sicherzustellen, entsorgt die Verbrennungsrückstände in die Atmosphäre, ins Meer oder im Boden, beheizt Brücken, hält sommers wie winters die Raumtemperatur auf angenehme 21°, impft Wolken, so dass sie sich z. B. über Wüstenregionen abregnen können, pfuscht gerade der Natur und der Evolution ins Handwerk, wenn er die Bausteine des Lebens, die Gene, nach seinem Gutdünken neu zusammensetzt, und, und, und. Nur sieht er dabei nicht, dass und wie alles mit allem zusammenhängt - oder er will es nicht sehen. Oder in der Semantik der Alexandertechnik ausgedrückt: Er verfolgt seine Ziele, um aus ihnen Vorteil oder Profit zu ziehen, bedenkt dabei aber nicht die Mittel und Wege. Das Ergebnis einer solchen Missachtung der Mittel und Wege ist eine Entwicklung, die "dem Menschen nicht unbedingt zum Vorteil gereicht und erst recht nicht zum Vorteil des Ökosystems Erde". Allem Anschein nach führt sie ihn in die Regression: Im laufe der Evolution hat sich der Mensch zum HOMO ERECTUS aufgerichtet, jetzt ist er ganz offensichtlich dabei, wieder in sich zusammenzusacken.

(Foto: GETTY IMAGES/STOCKPHOTO)


John Green weist in seinem Buch auf den schädlichen Einfluss hin, den der Mensch auf das Ökosystem Erde ausübt. Dieser schädliche Einfluss des Menschen macht aber auch nicht Halt vor ihm selbst. Nicht erst seitdem die Menschen in der heutigen Zivilisation das i-Phone zu ihrem ständigen Begleiter gemacht haben, hat sich "die große Mehrzahl der Menschen unter den Zivilisationsbedingungen problematisch entwickelt: Die Menschen gebrauchen sich (auf breiter Front) in einer Weise, dass sie bei allem, was sie tun, beständig in die richtige Verwendung der primären Kontrolle ihres Gebrauchs eingreifen." Tatsächlich ist "der Einfluss der Art und Weise, wie wir uns benutzen, in jeder Sekunde unseres Lebens ohne Unterlass zu unserem Nutzen oder zu unserem Schaden wirksam. (....). Eine „schlechte“ Gebrauchsweise (übt) einen ununterbrochenen negativen Einfluss aus, wodurch das allgemeine Funktionsniveau nach und nach absinkt. Dieser Einfluss wird zu einer Konstanten, die in jede Aktivität des Funktionsapparats eingreift, als Antwort auf einen äußeren Stimulus oder auf einen Stimulus aus unserem Inneren. Jede einzelne Reaktionsweise wird so schädlich beeinflusst. Auf der anderen Seite übt eine „gute“ Art und Weise des Selbstgebrauchs einen „guten“ Einfluss auf die allgemeine Funktionsweise aus. Dieser Einfluss ist nicht nur ohne Unterbrechung wirksam, er verstärkt sich sogar noch mit der Zeit und wird zu einer Konstanten, die das Funktionsniveau mehr und mehr anhebt und die Reaktionsweise weiter verbessert. Dies schreibt F: M. Alexander in "Die Konstante im Fluss des Lebens" (BooksonDemand, 2019), der Neuübersetzung ins Deutsche von THE UNIVERSAL CONSTANT IN LIVING. Und weiter heißt es dort: "Ein bestimmter Gebrauch des Kopfes im Verhältnis zum Torso und zu den anderen Teilen des Organismus gewährleistet, wenn ein solcher Gebrauch bewusst und beständig ist, dass sich eine Gebrauchsweise des Selbst im Ganzen einstellt, die die besten Voraussetzungen für eine Verbesserung des Funktionsniveaus der verschiedenen Mechanismen, Organe und Systeme im Menschen schafft."


John Green zitiert in seinem Buch die Autorin Amy Krouse Rosenthal: "An alle, die herauszufinden versuchen, was sie mit ihrem Leben anstellen sollen: Achtet darauf, worauf ihr achtet" - mit anderen Worten: Achtet auf die Mittel und Wege! F. M. Alexander hat schon zu Beginn des 20. Jahrhunderts in langen Selbstversuchen herausgefunden, worauf der Mensch an allererster Stelle zu achten hat, wenn er sich selbst keinen Schaden zufügen will: Auf die Primärkontrolle seines Gebrauchs - darauf, dass er nicht in das empfindliche natürliche Verhältnis zwischen Kopf, Hals und Rücken eingreift. Und er hat eine Technik entwickelt, mit der der Mensch lernen kann, dieses Verhältnis bewusst nicht zu stören. Weil mit dieser Technik auch das Prinzip der Mittel-und-Wege dem Menschen in Fleisch und Blut übergeht und sich das Denken in Zusammenhängen tief ins Bewusstsein eingräbt, unterlässt er auch mehr und mehr alles, was dem Ökosystem Erde Schaden zufügt.


Bis bald

Dein Großvater


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