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Im Brennglas der Alexandertechnik: Das Rauchen


Liebe Marie,

objektiv gesehen mache das Rauchen wenig Sinn. Dies schreibt Michael McCallion in seinem 'Voice Book'. Es sei jedoch "für einige der von ihnen gewählte Weg, um durch den Tag zu kommen, ohne daran zu zerbrechen. Vielleicht war das Rauchen zunächst nur ein gelegentliches Vergnügen oder eine Möglichkeit, um im jeweiligen sozialen Umfeld akzeptiert zu werden. Mit der Zeit wurde es zu einer Gewohnheit, dann zu einem Halt und schließlich zu einer Abhängigkeit. Was als eine Wahl begann, führte nach und nach zu einem Verhalten, bei dem das Wählen nur noch eine geringe oder gar keine Rolle mehr spielte: Ein automatisiertes Bedürfnis hatte die Wahlmöglichkeit ersetzt. Und was für das Rauchen gilt, hat auch Gültigkeit für andere körperliche Abläufe."


"Wenn ein Mensch an diesem Punkt angekommen ist, (dass sich eine Gewohnheit oder gar eine Abhängikeit gebildet hat), ist 'die Verbindung zu seinem Verstand gekappt worden'. (..) Diese Ausschaltung des Verstandes geschieht unterbewusst. Dies erklärt auch die Schwierigkeiten, die nur selten von den Betroffenen gemeistert werden. Wenn die unterbewusste Kontrolle aber durch eine bewusste Steuerung und Kontrolle des gesamten Organismus ersetzt würde, würden die Schwierigkeiten als solche ihren Status verlieren. Für die praktischen Lebensabläufe bedeutet diese bewusste Steuerung und Kontrolle nämlich, dass die Verbindung zwischen dem Menschen und seinem Verstand wiederhergestellt wird. Zudem stellt eine bewusste Steuerung und Kontrolle die Mittel-und-Wege für eine erfolgreiche Anpassung bereit." Dies schreibt F. M. Alexander in "Ein Vermächtnis der Evolution an die Menschheit von unschätzbarem Wert" (BooksonDemand, 2018), der Erstübersetzung ins Deutsche von MAN'S SUPREME INHERITANCE.


Allerdings kann eine bewusste Steuerung und Kontrolle nicht direkt aufgebaut werden und zum Zuge kommen. Wenn sich erst einmal eine Abhängigkeit gebildet hat, wird es auf direktem Wege kaum möglich sein, vom Rauchen oder sonst einer schädlichen Gewohnheit loszukommen. Wenn es jedoch gelingt, den allgemeinen Gebrauch des Betroffenen zu verändern, der mit dem Rauchen verbunden ist, lernt der jeweils Betroffene bei dem Prozess der Veränderung zum einen, sich bewusst zu steuern und zu kontrollieren. Und zum anderen geht mit dem sich allmählich verändernden Gebrauch auch das zwanghafte Bedürfnis zu rauchen verloren.


Auch der Gebrauch des Einzelnen kann nur auf indirekte Weise verändert werden. Weil inzwischen das 'Meer des Unterbewussten' mit dem Unrat unserer Zivilisation überfrachtet ist, können wir dafür allein über die 'Brücke des Bewusstseins' gehen. Und diese Brücke hat zwei Trassen: Die Trasse der Zielorientierung und die Trasse der Mittel-und-Wege. Für eine Veränderung des Gebrauchs ist die Wegführung über die Zielorientierung eine Sackgasse, dies hat F. M. Alexander wieder und wieder in seinen Büchern betont. Veränderung erfordert es, die 'Avenue der Mittel-und Wege' zu benutzen. Und das Mittel, das Instrument, das uns indirekt unserem Ziel näher bringt, das Rauchen aufzugeben, ist die Primärkontrolle, wie ein zentraler Fachbegriff in der Alexandertechnik lautet. Mit der primären Kontrolle über das natürliche Verhältnis von Kopf, Hals und Rücken eröffnen sich in der Tat die Wege zu allen nur erdenklichen Zielen.


Bis es jedoch soweit ist, dass wir die ständige Kontrolle über dieses Verhältnis erlangt haben, ist noch ein großer Stolperstein aus dem Weg zu räumen: Eine sinnliche Wahrnehmung, die inzwischen weitgehend unzuverlässig geworden ist. Bei dem Prozess, mit der Alexandertechnik die Primärkontrolle über das natürliche Verhältnis von Kopf, Hals und Rücken wiederzuerlangen, werden auch unsere sinnlichen Wahrnehmungen allmählich wieder zu einer so zuverlässigen Größe gemacht, dass wir auf sie vertrauen können. Versprochen!


Mit einer vertrauenswürdigen sinnlichen Wahrnehmung, die es nun u. a. nicht mehr verlangt, dass nach dem Essen unbedingt der Geschmack von verbranntem Tabak auf der Zunge liegen muss, und einem neuen, verbesserten Gebrauch, der einer bewussten Steuerung und Kontrolle unterliegt, wird der Raucher endlich von seinem schädlichen Laster lassen können. Mehr noch: Mit einer sich mehr und mehr entwickelnden bewussten Steuerung und Kontrolle kann ein Mensch jedes Mal neu entscheiden, ob er rauchen will oder nicht, ohne dass er Gefahr läuft, in die vorherige Abhängikeit zurückzufallen. Weil aber inzwischen 'die Verbindung zu seinem Verstand' wiederhergestellt ist, wird er sich im Normalfall eher dagegen entscheiden: Denn "das Rauchen macht ja an sich wenig Sinn", wie Michael McCallion eingangs festgestellt hat.


Bis bald

Dein Großvater


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