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IM BRENNGLAS DER ALEXANDERTECHNIK: Atmen


Liebe Marie,

das Ein- und Ausatmen gehört neben dem Herzschlag zu den wichtigsten Rhythmen unseres Lebens. Johann Wolfgang Goethe beschreibt diesen Umstand in einem Gedicht so:

"Im Atemholen sind zweierlei Gnaden:

die Luft einziehen, sich ihrer entladen;

Jenes bedrängt, dieses erfrischt;

So wunderbar ist das Leben gemischt.

Du, danke Gott, wenn er dich presst,

Und danke ihm, wenn er dich wieder entlässt."


"Die Atmung ist als eine wesentliche Grundfunktion des Lebens mit allen Prozessen des Organismus eng verknüpft. Direkt oder indirekt nehmen Atemrhythmus und Atemfrequenz tiefen Einfluss auf alle Organfunktionen. (...) Nur ist das Zulassen des natürlichen Atems in seinem ursprünglichen Rhythmus den meisten Menschen in unserer so schnelllebigen Gesellschaft verloren gegangen." Dies sagt Barbara Pfannekuch, Atempädagogin und Yogalehrerin aus Dortmund, in der Westfälischen Rundschau vom 2. Juli 2022.


Wenn wir, wie es vielen von uns zu einer Gewohnheit geworden ist, vor Anspannung und Angst immer wieder den Atem anhalten, steigt der Kohlendioxydgehalt in unserem Blut, bis uns der Atemreflex unterbewusst zwingt, erneut Luft zu schöpfen. "Tatsächlich brauchen wir Menschen nichts so dringend wie die Luft zum Atmen. Ohne Nahrung können wir wochenlang überleben, ohne Wasser tagelang, ohne Luft zu holen, ohne Sauerstoff, der in unseren Lungen ins Blut übergeht und zu den Organen transportiert wird, dagegen nur einige MInuten", heißt es dort.


Wie also sieht eine natürliche Atmung aus? - Wenn der Mensch nicht in seinen Atemrhythmus und seine Atemfrequenz bewusst oder unterbewusst eingreift, saugt er die Luft nicht aktiv ein, wie es Goethe in einer Zeile des Gedichtes oben sagt, er lässt die Luft vielmehr frei einströmen. "Zur Effizenz (der Atmung) trägt (außer dem Zwerchfell) auch ein geringfüger Luftdruckunterschied zwischen der Umgebung und der Brusthöhle, dem Hohlraum rund um die Lunge, bei. Im Brustkorb ist der Luftdruck niedriger als in der Außenwelt." Dies schreibt Bill Bryson in seiner "Kurzen Geschichte des menschlichen Körpers". So ähnlich hatte F. M. Alexander dies schon vor hundert Jahren in seinem zweiten Buch CONSTRUCTIVE CONSCIOUS CONTROL OF THE INDIVIDUAL beschrieben (Eine deutsche Neuübersetzung ist 2018 unter dem Titel "Bewusste Kontrolle beim Auf- und Umbau des Menschen" bei BooksonDemand erschienen.) Dort sagt er auch dies über das Atmen und das, was im Allgemeinen eine „schlechte Atmung“ genannt wird: " Zwar sagt man, dass jemand „schlecht atmet“. Aber dabei ist nicht zu vergessen, dass die sogenannte „schlechte Atmung“ nicht die wesentliche Ursache für den schlechten Allgemeinzustand der Menschen ist, sondern nur ein Symptom. Die Qualität der Atmung hängt nämlich davon ab, dass die geistig-körperlichen Mechanismen generell auf einem entsprechenden Koordinationsniveau gebraucht werden. Wir sollten deshalb nicht davon sprechen, dass jemand „schlecht atmet“, sondern vielmehr davon, dass er schlecht koordiniert ist."


Von einem koordinierten Allgemeinzustand können wir sprechen, wenn das natürliche Verhältnis zwischen Kopf, Hals und Rücken nicht gestört ist. Dieses Verhältnis ist aber gestört, wenn gewohnheitsmäßig der Hals versteift, der Kopf ein- und zurückgezogen, und der Rücken gestaucht und eng gemacht wird. Eine solche Störung zieht generell einen Rattenschwanz an schädlichen Veränderungen im gesamten Organismus nach sich, wovon auch die Atmung nicht ausgeschlossen ist. Diesen schädlichen Veränderungen können wir zuvorkommen und wir können sie auch rückgängig machen - mit der Alexandertechnik!


Mit dieser Technik, die F. M. Alexander bereits zu Beginn des 20. Jahrhunderts entwickelt hat, als er etliche Jahre damit verbracht hat, herauszufinden, wie er mit seinen eigenen Stimmproblemen fertig werden konnte, können wir lernen, unseren schlechten Gebrauch so zu verändern, dass wir bei allem, was wir tun, nicht das natürliche Verhältnis zwischen Kopf, Hals und Rücken stören. Die Mittel, mit denen dies gelingt, sind die Hemmung unserer gewohnten Reaktionsweisen, eine durch die Alexandertechnik wiederbelebte kinästhetische Wahrnehmung, mit der wir überhaupt erst einmal erkennen können, was wir uns selbst antun, und die Steuerungsbefehle, die uns als Richtschnur für ein neues, verbessertes Verhalten dienen und mit denen dieses neue Verhalten auf den Weg zu bringen ist.


Und wir lernen mit der Alexandertechnik, unseren Verstand einzusetzen. In diesen Zeiten, da die "Angst die Flamme unserer Zeit ist, die reichlich geschürt wird", wie es Konstantin Wecker in einem seiner frühen Songs beschrieben hat, ist dies ein nicht zu unterschätzender Vorteil. Mit unserem Verstand können wir durchschauen, dass dieses Angst-Schüren letztlich dazu verwendet wird, um den Menschen fürgsam und gehorsam zu machen. Manche unserer Zeitgenossen sind sogar schon so folgsam, dass sie wider alle Vernunft freiwillig ihre Coronaschutzmasken aufsetzen und das für ihren Organismus schädliche CO2 wieder einatmen, das ihr Organismus mit der letzten Ausatmung ausgestoßen hat. Ein solcher Atemzug kann wahrlich nicht erfrischen!


Bis bald

Dein Großvater


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