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Im Brennglas der Alexandertechnik: Abhängigkeit von der Medizin


Liebe Marie,

"die Menschen (heutzutage) haben sich von den Ärzten und Ärztinnen abhängig gemacht." Dies sagt Prof. Tobias Esch, Arzt und Gesundheitsforscher an der Universität Witten/Herdecke in einem Interview der Westfälischen Rundschau vom 7. Mai 2021. In der Medizin gehe es inzwischen "um schnelle Lösungen und Symptomlinderung". So würden Medikamente in unglaublichen Mengen "über die Gesellschaft ausgegossen". Künstliche Knie- und Hüftgelenke würden an Patienten verkauft, die sie gar nicht brauchten. Insgesamt sei im Medizinbereich ein exponenitielles Wachstum festzustellen, was nicht ohne eine ganze Reihe von Kollateralschäden ablaufe. So verlieren die Menschen mehr und mehr "das Zutrauen in ihre eigenen Selbstheilungskräfte" und man geht die gesundheitlichen Probleme nicht langfristig, nachhaltig und von der Basis her an, sondern sucht nach schnellen, kurzfristigen Lösungen.


F. M. Alexander weist in seinem Buch "Der Gebrauch des Selbst" (BooksonDemand, 2021), der Neuübersetzung ins Deutsche vonTHE USE OF THE SELF, darauf hin, "dass der Arzt in seinen Möglichkeiten limitiert ist, sowohl im Bereich der „Heilung“, aber mehr noch auf dem Felde der Vorsorge (...), weil er nicht den Einfluss erkennt, den ein zufriedenstellender Gebrauch auf die Erhaltung eines wünschenswerten allgemeinen Funktionsniveaus hat. Deshalb besitzt er (..) auch nicht die nötigen Kenntnisse für seine Diagnosen, die es ihm ermöglichen würden, zwischen zufriedenstellenden und nicht zufriedenstellenden Gebrauchsverhältnissen zu unterscheiden."


"Der Lehrplan der Medizin schließt keinTraining mit ein, das es dem Arzt ermöglicht, bei seinen Tätigkeiten des täglichen Lebens selbst eine zufriedenstellende Steuerung seines eigenen Gebrauchs zu verwenden, geschweige denn seinen Patienten beizubringen, wie sie bei sich dasselbe tun könnten." Es müsse also davon ausgegangen werden, dass der untersuchende Arzt im Allgemeinen nichts über zufriedenstellende Gebrauchsverhältnisse im menschlichen Organismus weiß. Es müsse aber "zum persönlichen Rüstzeug eines jeden Mediziners gehören, in seiner Ausbildung gelernt zu haben, den Gebrauch der eigenen Mechanismen zufriedenstellend zu steuern." Und Alexander untermauert seine Forderung mit diesen Argumenten:

  • "Man kann von einer Diagnose wirklich nicht behaupten, dass sie vollständig wäre, wenn der ärztliche Ratgeber nur den Einfluss in Betracht gezogen hat, den die unmittelbare Ursache - z. B. ein eingedrungener Erreger - für das Problem auf den Patienten hat. In eine vollständige Diagnose muss auch die Störung der Funktionsweise, die immer auch mit einem gewohnheitsmäßigen falschen Gebrauch der Mechanismen verbunden ist, mit einbezogen werden. Eine solche Störung der Funktionsweise in Verbindung mit dem falschen Gebrauch ist nämlich auch mit dafür verantwortlich, dass die Widerstandskraft des Patienten bis zu dem Punkt herabgesetzt ist, an dem der eingedrungene Erreger seine Chance bekommt, (mehr oder weniger großes) Unheil anzurichten.

  • Der Lehrplan in der medizinischen Ausbildung sieht nicht vor, dass die angehenden Mediziner Kenntnisse darüber erwerben, wie der Gebrauch der menschlichen Mechanismen zu steuern ist. Deshalb versteht ein Arzt bei seiner Diagnose auch nicht, was eigentlich mit „Gebrauch“ in dem Sinne, wie ich ihn definiert habe, gemeint ist. Und so erkennt er auch nicht den Zusammenhang zwischen einer Fehlsteuerung des Gebrauchs und dem unzureichenden Funktionsniveau, der immer bei Krankheit anzutreffen ist. Seine Schlussfolgerungen basieren somit auf Prämissen, die unvollständig sind. Sowohl auf dem Feld der Prävention als auch im Bereich von Heilung ist der Wert seiner Arbeit folglich eher begrenzt.

  • Wenn der Arzt aber in einem Ausbildungskurs Kenntnisse über diese Zusammenhänge erwerben würde, würde er in die Lage versetzt, den gegenwärtigen Zustand des Gebrauchs bei seinen Patienten zu beurteilen, jegliche Fehlsteuerung des Gebrauchs dort, wo sie besteht, aufzudecken und die Beziehung des fehlgesteuerten Gebrauchs zu den jeweiligen Symptomen der vorliegenden unbefriedigenden Funktionsweisen zu bestimmen."

Wenn Ärzte zwingend mit der Alexandertechnik vertraut gemacht würden, hätte dies enorme Auswirkungen auf das Gesundheitssystem an sich: Der Mensch würde nicht länger von der Wiege bis zur Bahre als bloßer Patient behandelt. Die Anzahl von Operationen und die Verschreibungen von Medikamenten könnten stark zurückgefahren werden. Auch der Blick auf die Zivilisationskrankheiten wie Arthrose, Rheuma, Asthma, Krebs, die Zuckerkrankheit und die Herz/Kreislauferkrankungen würde sich stark verändern. Nicht die Verschreibung eines oder gar mehrerer Medikamente - darauf könnte ggf. sogar ganz verzichtet werden -, sondern der individuelle Fehlgebrauch des Einzelnen ständen im Vordergrund. Und dieser Fehlgebrauch wäre dann mit der Alexandertechnk zu therapieren.


Aber besser noch für eine Gesellschaft wäre es, wenn man das 'Kind gar nicht erst in den Brunnen fallen lässt', wenn man so vielen Menschen wie möglich so früh wie möglich die Alexandertechnik nahebringen würde. Dann würden sich nämlich all die Krankheiten von A wie Arthrose bis Z wie Zuckerkrankheit gar nicht erst ausbilden können. Und auch eine Virusinfektion wäre in allen Altersgruppen mit einem dann intakten Immunsystem in der üblichen Zeit problemlos zu überstehen.


Bis bald

Dein Großvater



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