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Im Brennglas der Alexandertechnik: Das Immunsystem


Liebe Marie,

das Herz ist die Pumpe, die den Blutkreislauf in Schwung hält. Die Lunge ist das Instrument, mit der der eingeatmete Sauerstoff in den Blutkreislauf gelangt und das giftige CO2 aus der Blutbahn entfernt wird. In diesem Sinne kann man der Fähigkeit des Organismus, von einer Krankheit zu genesen, kein spezielles Organ zuweisen, wie z. B. in einem Haus die Wasserversorgung über Wasserleitungen sichergestellt wird. Für den Heilungsprozess und die Gesunderhaltung sind vielmehr sehr viele Teile des Organsimus zuständig. Man liegt deshalb nicht so falsch, wenn man sagt, dass das Immunsystem der Organismus selbst ist. Explizit werden vom 'Zentrum für Gesundheit' das Knochenmark als Quelle aller Abwehrzellen, der Blinddarm, die Mandeln, die Milz, der Darm, die Haut, die weißen Blutkörperchen, die Bronchialschleimhaut, die Hals-, Nasen- und Rachenschleimhaut, die Genital- und Harnwegschleimhaut, die Schleimhaut des Darmes, die Thymusdrüse, die Lymphknoten, die Lymphozyten und die Makrophagen dem Immunsystem zugeordnet. Und natürlich gehört auch die Lunge selbst dazu, sorgt sie doch dafür, dass das giftige CO2 aus der Blutbahn entfernt wird.

Schon aus dieser Aufzählung, die nicht den Anspruch erhebt, vollständig zu sein, wird eines sehr deutlch: Das Immunsystem ist sehr komplex. Wenn man dann noch berücksichtigt, dass die aufgezählten Abwehrinstrumente nur in Zusammenarbeit mit dem gesamten Organismus funktonieren können, wird die Gleichsetzung von Immunsystem und Organismus noch sehr viel plausibler.

Und es ist wohl auch gut so, dass der gesamte Organismus sich an der Immunabwehr beteiligt, ist die Gesundheit des Organismus doch beständig mehr oder weniger großen Gefahren ausgesetzt. Da sind die Gesundheitsgefährdungen von außen durch Viren, Bakterien, Pilze und anderen Parasiten. Und da sind die Gefahren, die dem Organismus von innen heraus drohen: Schlacken und Giftstoffe als Abfallprodukte der Stoffwechselprozesse und die Gifte, die wir inzwischen mit unserer Nahrung und mit den verschiedenen Medikamenten vermehrt zu uns nehmen. Da sind vor allem die schadhaften Zellen, die bei der riesigen Anzahl von Zellteilungen im Minutentakt unvermeidlich sind und die so schnell wie möglich unschädlich gemacht werden müssen, damit sie sich nicht vermehren können und zum Krebsgeschwür entwickeln. All das und noch manches mehr hat das Immunsystem zu leisten. Da ist es doch nur klug, es stark zu machen und nicht zu schwächen.

Wie also schwächen wir unser Immunsystem? Bei WIKIPEDIA und beim 'Zentrum für Gesundheit' finden wir dazu eine lange Liste: Schlafdefizite, Bewegungsmangel, Dauerstress, Übergewicht, Mangelernährung mit Junk Food und Fast Food und Lebensmitteln aus der Retorte der Industrie, Drogenmissbrauch (zu den Drogen zählen natürlich der Alkohol und das Nikotin, aber auch der raffinierte Zucker und die verschiedenen Medikamente), Umweltgifte, Strahlenbelastung, Zustände von Erschöpfung und manch anderes mehr.

Auch die Listen der verschiedenen Quellen, wie das Immunsystem gestärkt werden kann, sind lang und geben durchaus wertvolle Hinweise: Eine ausgewogene Ernährung mit viel Gemüse und Obst, ausreichend Bewegung (Überanstrengung ist aber dabei zu vermeiden), Stressabbau, ein ausgeglichener Wasserhaushalt (viel Wasser trinken und nicht gezuckerte Getränke jeglicher Art), Lichtbaden (Sonnenlicht regt die Bildung von Vitamin D an, ein wichtiger Baustein der Immunabwehr), den Stoffwechsel aktivieren.

Allen Quellen, die ich eingesehen habe, gemeinsam ist, dass ein wesentliches Element in ihren Aufzählungen fehlt: Ein Gebrauch der Mechanismen, der den menschlichen Organismus nicht schädigt. F. M. Alexander schreibt dazu in seinem Hauptwerk "Der Gebrauch des Selbst" - eine Neuübersetzung von THE USE OF THE SELF wird zum Ende des Jahres bei BooksonDemand erscheinen - folgendes: "Zwischen der Art und Weise, wie die Mechanismen gebraucht werden, und ihrem Funktionsniveau existiert eine enge Beziehung. Dort, wo ich einen unbefriedigenden Gebrauch vorgefunden habe - die damit verbundenen Funktionsprobleme waren u. a. Störungen des Atem- und Kreislaufsystems, abgesackte Eingeweide,Trägheit der verschiedener Organe zusammen mit übermäßigen und verkehrten Drückverhältnissen, Kontraktionen und Versteifungen im gesamten Organismus -, haben sie generell das Widerstandsniveau gegen Krankheit herabgesetzt." Und weiter schreibt er dort: " Eine Störung der Funktionsweise, die immer auch mit einem gewohnheitsmäßigen falschen Gebrauch verbunden ist, ist mit dafür verantwortlich, dass die Widerstandskraft des Patienten bis an den Punkt herabgesetzt ist, an dem der Eindringling, ein Keim oder ein Virus etwa, seine Chance bekommt."

Meine langjährige Lektorin, die auch jezt F. M. Alexanders Hauptwerk "Der Gebrauch des Selbst" redigiert und der ich an dieser Stelle noch einmal Dank sage für ihre Arbeit, die nicht mit Gold und Geld aufzuwiegen ist, hat gerade das Kapitel über den "Golfspieler, der nicht die Augen auf den Ball gerichtet halten kann" überarbeitet. In der Nachbesprechung kam die Frage auf, warum der Lehrer dem Golfspieler nicht einfach sagen kann, was er tun muss, damit er den Fehler nicht mehr begeht. Oder allgemein ausgedrückt: Gibt es keinen Hebel oder Schalter, den man bloß umzulegen braucht, damit die Augen auf den Ball gerichtet bleiben oder, auf das aktuelle Thema bezogen, damit das Immunsystem bestmöglich funktioniert. So einfach liegen die Dinge nicht!

Um diesen "Hebel" überhaupt finden zu können, müssen zunächst die Wahrnehmungssysteme, insbesondere die kinästhetische Wahrnehmung, wieder auf Vordermann gebracht werden. Dies gelingt dadurch, dass der Alexandertechniklehrer anstelle seines Schülers die jeweiligen Teile des Organismus - z. B. einen Arm oder ein Bein, einen Teil eines Armes oder Beines, eine Schulter oder das Becken - bewegt, ohne dass der Schüler dabei unterstützend eingreift. Und damit die einzelnen Teile des Körpers wieder an ihren angestammten Platz im Gesamtgefüge des Organismus gebracht werden können, an dem sie ihre jeweiligen Aufgaben am besten erfüllen, ist es notwendig, dass der Schüler lernt, seine falschen Reaktionsweisen auf einen Stimulus, etwas zu tun, hemmt, wie der Fachbegriff in der Alexandertechnik lautet. Solange er dazu nicht in der Lage ist, ist er schon in seine alten falschen Verhaltensmuster zurückgefallen, noch ehe der Lehrer Hand anlegen kann, um die entsprechenden Teile neu zu justieren.

Mit der Wiederholung der kinästhetischen Erfahrungen und im Zusammenspiel mit den dazugehörigen Steuerungsbefehlen baut der Schüler allmählich eine bewusste Steuerung und Kontrolle über alle Mechanismen, Funktionen und Systeme seines Organismus auf. Und auch die "übermäßigen und verkehrten Spannungsverhältnisse, die Kontraktionen und Versteifungen", von denen F. M. Alexander in "Der Gebrauch des Selbst" spricht, können damit beseitigt werden.

Auf diesem Wege kann sich auch die Schleimhaut im Hals-, Nasen- und Rachenraum wieder voll entfalten, so dass ein ganzer Quadratmeter an Schleimhautfläche zur Verfügung steht, um jegliches Virus daran zu hindern, tiefer einzudringen. Und wenn diese Fläche nicht ausreichend ist, sind da immer noch die 100 m² Schleimhauf des Bronchialtraktes, um zu verhindern, dass es zu einer Lungenentzündung kommt.

Der Weg hin zu einer bewussten Steuerung und Kontrolle aller Mechanismen, Funktionen und Systeme eines Organismus ist zeitaufwendig, erfordert Geduld und Zuversicht. Da greifen die Menschen in einer Gesellschaft, die vorgibt, für alles und jedes das entsprechende Medikament entwickelt zu haben, doch lieber zur Pille. Auch jetzt, in der gegenwärtigen Situation mit einer Bedrohung durch COVID-19 setzen viele Menschen hier lieber auf die Entwicklung eines Medikaments und eines Impfstoffes, als dass sie bereit wären, sich selbst zu ändern, wirklich in ihrem Inneren zu verändern und nicht nur äußerlich durch ein neues Outfit, eine neue Haarfarbe, ein neues Tattoo oder Piercing, neue Möbel, ein neues Auto, ein neues Schmuckstück oder eine neue Uhr oder durch Reisen in immer entferntere und exotischere Länder, in der Hoffnung dort neue erleuchtende Eindrücke zu finden.

Es soll jetzt niemand sagen, so lange könne er nicht warten. Einen neuen Impfstoff bis zur Anwendungsreife und Markteinführung zu entwickeln, hat bisher acht bis sechzehn Jahre gedauert. Wenn jetzt das Verfahren abgekürzt und in weniger als zwei Jahren durchgezogen werden soll, lässt dies wahrlich nicht viel Gutes erwarten. Es lässt sogar Schlimmes befürchten.

Bis bald

Dein Großvater

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