top of page
Empfohlene Einträge

Im Brennglas der Alexandertechnik: "Wehe, wehe, wehe! Wenn ich auf das Ende sehe"

Liebe Marie,

wer kennt sie nicht, die 'bösen Kinder' aus der Moritatensammlung Wilhelm Buschs, "welche Max und Moritz hießen"? Es nahm ein schreckliches Ende mit ihnen, auf das Wilhelm Busch mit den Worten "Aber wehe, wehe, wehe! Wenn ich auf das Ende sehe!!" vorab hingewiesen hat.

In der Alexandertechnik ist mit dem 'Auf-das-Ende-sehen' etwas anderes gemeint: Das Zielstreben. Dabei hat das Zielstreben oftmals Folgen - bis hin zum Tod - die nicht weniger schrecklich sind als das, was Max und Moritz am Ende widerfahren ist. In "Der Gebrauch des Selbst" (Ene Neuübersetzung ins Deutsche wird bei BooksonDemand bis zum Ende des Jahres 2020 erschienen sein.) findet sich diese Definition für das Zielstreben: Ein Mensch, der das Zielstreben bewusst oder unterbewusst auf seine Fahnen geheftet hat, ist "bei allem, was er tut, ausgesprochen zielorientiert. Aus Gewohnheit arbeitet er nach dem Prinzip Versuch und Irrtum direkt auf seine Ziele hin, ohne sich darüber Gedanken gemacht zu haben, mit welchen Mitteln diese Ziele am besten erreicht werden könnten."

Ein Beispiel dafür, wie schädlich das Zielstreben sein kann, ist ein früherer Westfalenmeister im Crosslauf aus Hagen, der es im Alter von 72 Jahren noch einmal wissen wollte: "Ich wollte wieder angreifen und zu den besten Athleten in meiner Altersklasse gehören", wird er am 20. Juni 2020 in der Westfälischen Rundschau zitiert. Und weiter heißt es dort, dass er seine ehrgeizigen Pläne allerdings begraben musste. Knieprobleme und eine anschließende Operation hätten ihm einen Strich durch die Rechnung gemacht. Und noch immer habe er Schmerzen im Knie, wenn er normal jogge.

In "Die Konstante im Fluss des Lebens", der deutschen Neuüberstzung von THE UNIVERSAL CONSTANT IN LIVING, BooksonDemand, 2020, schreibt F. M. Alexander über das Zielstreben: "Wenn das Konzept des Zielstrebens zum Zuge kommt, reicht es für die Ausführung von Bewegungen vollkommen aus, dass wir die Teile des Organismus in einer Weise verwenden, die uns unser Gefühl als norwendig diktiert, ungeachtet der schädlichen Auswirkungen, die sich möglicherweise aus einem falschen Gebrauch des Selbst ergeben. Wenn die Aktivitäten ausgeführt werden, die für die Erreichung des Zieles als notwendig erachtet werden, bleibt das denkende und rationale Selbst den Launen einer instinktiven Steuerung und Kontrolle unterworfen." (...........) Zielstreben ist ein Verfahren nach der Methode 'Versuch und Irrtum'. Diese Methode hat sich durchaus als relativ erfolgreich erwiesen, solange die Gebrauchsweise des Menschen zufriedenstellend war. Jetzt, da dieser Selbstgebrauch durch die Erfahrungen, die der Mensch im Laufe der Zivilisation gemacht hat, mehr oder weniger schädlich geworden ist, genügt das Verfahren des Zielstrebens nicht länger den individuellen Bedürfnissen."

Um den Fallstricken des Zielstrebens zu entgehen, hat F. M. Alexander mit einem Konzept gearbeitet, das er "Mittel-und-Wege" genannt hat. Dieses Konzept berücksichtigt, dass "der Selbstgebrauch des Menschen durch die Zivilisationserfahrungen geschädigt ist, dass die an dem Selbstgebrauch beteiligten Mechanismen fehlgesteuert sind und dass die fehlgesteuerten Mechanismen für Aktivitäten verantwortlich sind, die ganz und gar nicht mehr den Anforderungen genügen", schreibt F. M. Alexander dort weiter. Das Konzept der Mittel-und-Wege beruht auf einer indirekten Vorgehensweise. Der Mensch muss sich Gedanken darüber machen, welche Mittel-und-Wege für den jeweiligen Zweck am besten geeignet sind. Und wenn das Konzept der Mittel-und-Wege zum Zuge kommt, zieht es zwangsläufig auch eine Veränderung des Gebrauchs nach sich.

"Ricke-racke, ricke-racke / Geht die Mühle mit Geknacke", reimt Wilhelm Busch in 'Max und Moritz' am Ende. Damit die Gelenke mit der Zeit nicht knacken, damit es im Gebälk unseres Organismus nicht knackt, so wie die Mühle knackt, sondern alle Teile des Organismus bis ins hohe Alter hinein harmonisch und koordiniert zusammenarbeiten, ist es notwendig, unseren Organismus bewusst so zu steuern, dass unsere Primärkontrolle nicht das natürliche Verhältnis von Kopf, Hals und Rücken stört. Um das zu lernen, kann der Alexandertechniklehrer in deiner Nähe wertvolle Hilfestellung leisten.

Bis bald

Dein Großvater

Aktuelle Einträge
Archiv
Schlagwörter
Folgen Sie uns!
  • Facebook Basic Square
  • Twitter Basic Square
  • Google+ Basic Square
bottom of page