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Im Brennglas der Alexandertechnik: Zucker


Liebe Marie,

wir kennen die vier Geschmacksrichtungen süß, sauer, salzig und bitter. Die Natur komponiert aus ihnen den unterschiedlichen Geschmack von Fleisch, Früchten und Pflanzen. Aber keine ist nicht nur bei Kindern so beliebt wie das Süße. So kann es auch niemanden verwundern, dass die Lebensmittelindustrie sehr viele ihrer Produkte mit Zucker aufpeppt. Dass Süßigkeiten, CocaCola und andere Limonaden reichlich Zucker enthalten, ist hinreichend bekannt. Tatsächlich gibt es aber auch sonst kaum ein Produkt der Lebensmittelindustrie, das ohne Zuckerzugabe hergestellt wird. So wird er auch der industriell gefertigen Wurst, dem Ketchup, allen Fertiggerichten, dem Fruchtjoghurt und dem Früchtequark zugesetzt.

Die Weltgesundheitsorganisation WHO hat die Empfehlung herausgegeben, nicht mehr als 25 Gramm "freien Zucker" zu sich zu nehmen. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt eine Obergrenze von 50 Gramm. Die Realität in den westlichen Ländern sieht aber laut Stefan Kubisch vom Deutschen Institut für Ernährungsforschung weit dramatischer aus: Es werden im Schnitt eher 100 bis 120 Gramm Zucker pro Tag und Kopf konsumiert, im Einzelfall sogar oft deutlich mehr. So kann man es in einem Artikel der Westfälischen Rundschau vom 2. Januar 2020 nachlesen.

Es sei jedoch zwischen Einfach- oder Zweifachzucker und Vielfachzucker, Polysaccariden, zu unterscheiden. Polysaccaride, die sich in unverarbeiteten, natürlichen, pflanzlichen Lebensmitteln wie Kartoffeln und in Vollkornprodukten finden, "bestehen aus langen Ketten von Zuckermolekülen und schmecken im Gegensatz zu Einfach- oder Zweifachzucker erst einmal nicht süß." Der Körper braucht länger, um sie zu verarbeiten, dafür liefern sie aber länger Energie. Anders die Einfach- oder Zweifachzucker Glucose, Fructose und Saccarose - der normale Haushaltszucker: Sie lassen "den Insulinspiegel sehr schnell ansteigen, aber auch sehr schnell wieder abfallen" und liefern so nur für kurze Zeit Energie. Das Hungergefühl wird so zu unserem ständigen Begleiter.

Dabei braucht der Körper den Haushaltszucker oder zugesetzten Zucker überhaupt nicht. Wenn wir darauf weitgehend verzichten würden, könnten etliche Probleme, die direkt oder indirekt mit dem herkömmlichen Zucker in einem Zusammenhang stehen, vermieden werden, angefangen vom Karies über die Zivilisationskrankheiten Diabetes Typ 2, Bluthochdruck, Gicht, Fettleibigkeit, Leberverfettung, Schlaganfall oder Erkrankungen des Gefäßsystems, bis hin zu Depressionen, Krebs und chronisch-entzündlichen Erkrankungen, heißt es in dem angesprochenen Artikel weiter.

In "Ein Vermächtnis der Evolution an die Menschheit von unschätzbarem Wert" (BooksonDemand, 2018), der deutschen Erstübersetzung vom MAN'S SUPEME INHERITANCE schreibt F. M. Alexander: "Der Zivilisationsmensch von heute konsumiert ohne ein Maß: Wein, Zucker oder Drogen, was auch immer, obwohl er sich bewusst ist, dass er nach und nach seine Gesundheit und seinen Charakter ruiniert. Dieses Faktum ist ein deutliches Zeichen dafür, dass der körperliche Teil des Selbst weiterhin den geistigen Teil beherrscht, nicht anders als in der Steinzeit. Gerade das Beispiel des Zuckermissbrauchs zeigt auch, dass der Mensch Opfer des Geschmackssinns geworden ist. Die Empfindungen, die vom Geschmackssinn produziert werden, beeinflussen unseren Umgang mit dem Zucker. Später übernehmen sie sogar anstelle des Denkvermögens die Herrschaft darüber. Auf sehr heimtückische Weise müssen verdrehte Körperempfindungen befriedigt werden, sehr oft auf Kosten geistiger und körperlicher Verletzungen, die nicht selten mit Schmerzen verbunden sind." Mit den Kräften des Verstandes sei es allerdings möglich, eine abnorme Sehnsucht nach schädigenden Sinneserfahrungen zu bekämpfen. Um diese Kräfte mobilisieren zu können, bedarf es aber wesentlicher Veränderungen in der Reaktionsweise des Einzelnen.

In THE UNIVERSAL CONSTANT IN LIVING, neu ins Deutsche übersetzt und 2019 unter demTitel "Die Konstante im Fluss des Lebens" bei BooksonDemand erschienen, schreibt F. M. Alexander: "Jeder Mensch ist eine geistig-körperliche Einheit. Er ist ausgestattet mit wunderbaren Mechanismen, durch die sich alle Reaktionen manifestieren, wenn die Mechanismen durch den Stimulus eines Wunsches oder eines Bedürfnises aktviert worden sind. Deshalb geht auch jede Reaktion mit einer bestimmten Art und Weise des Gebrauchs dieser Mechanismen einher. Diese enge Verzahnung zwischen der Art und Weise des Gebrauchs und der Reaktionsweise ist der Grund, warum alle Manifestationen menschlicher Aktivität (....) ohne Unterlass von der Art und Weise des Gebrauchs beeinflusst werden."

Weil der jeweilige Gebrauch einen "konstanten Einfluss zum Guten oder zum Schlechten hat", ist es notwendig, diesen Gebrauch zu verändern, wenn wir unsere Reaktion auf den Geschmack des Zuckers verändern wollen. "Wir (sollten) die Mittel nicht nur kennen, mit denen wir eine gute Art und Weise des Gebrauchs als eine Konstante installieren können, wir sollten auch in der Lage sein, sie einzusetzen. (....) Ein bestimmter Gebrauch des Kopfes im Verhältnis zum Torso und zu den anderen Teilen des Organismus gewährleistet - wenn ein solcher Gebrauch bewusst und beständig ist -, dass sich eine Gebrauchsweise des Selbst im Ganzen einstellt, die die besten Voraussetzungen für eine Verbesserung des Funktionsniveaus der verschiedenen Systeme, Mechanismen und Organe im Menschen schafft. (...) Ein solcher Gebrauch der Teile, beginnend mit dem Kopf im Verhältnis zum Hals, stellt in der Praxis auch eine primäre Kontrolle des gesamten Organismus dar, einschließlich der Prozesse, die den Organismus dabei durchlaufen".

Mit den Mitteln-und-Wegen der Alexandertechnik könne der Einzelne auf indirekte Weise verhindern, dass die Verwendungsweise der primären Kontrolle des natülichen Verhältnisses von Kopf, Hals und Rücken durch seinen individuellen Gebrauch gestört wird. Die indirekte Vorgehensweise verlange es "den gewohnten Informationsfluss, der für die aus Gewohnheit vertrauten Aktivitäten verantwortlich ist, zu unterbinden oder ihn zu hemmen. Die gewohnten Informationen (zum Gebrauch) werden durch ungewohnte Informationen ersetzt, die dann neue und ungewohnte Aktivitäten anleiten", so F. M. Alexander weiter. Dies ist die Grundlage dafür, dass der jeweilige Mensch seinen Gebrauch bewusst steuern und kontrollieren kann. Und so wird schließlich auch der Weg frei gemacht, auf gewohnte Aktivitäten im täglichen Leben, wie den Griff zu den Süßigkeiten oder den stark gesüßten Getränken, bewusst erst einmal zu verzichten, um unseren Verstand zum Zuge kommen zu lassen. Wenn wir dann unseren Verstand zu Rate ziehen können, weil wir nicht länger von unseren gewohnten falschen Geschmacksempfingungen dominiert werden, werden wir auch nicht auf die schändliche Strategie der Lebensmittelindustrie hereinfallen, den Zucker durch chemische Ersatzstoffe zu ersetzen. Auf diese Weise wird nämlich der 'Teufel durch den Beelzebub' ausgetrieben.

Bis bald

Dein Großvater

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