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Im Brennglas der Alexandertechnik: Alkoholismus und andere Süchte


Liebe Marie,

in einem Song von Herbert Grönemeyer lautet der Refrain: "Alkohol ist dein Sanitäter in der Not, ist dein Fallschirm und dein Rettungsboot, ist das Schiff, mit dem du untergehst." Wenn es bei einem Menschen so weit gekommen ist, dass das "Schiff" unterzugehen droht, weil er abhängig von diesem Stoff geworden ist, spricht man im allgemeinen von Alkoholismus. Alkoholismus sei ein komplexes Krankheitsbild, heißt es in der Westfälischen Rundschau vom 23. Dezember 2019. Anzeichen dafür, dass jemand eine Alkoholsucht entwickelt hat, seien eine fehlende Kontrolle über den Alkoholkonsum, eine erhöhte Risikobereitschaft unter Alkoholeinfluss, Gewaltausbrüche und natürlich die typischen Entzugserscheinungen wie Zittern und Schwitzen .

Es sei jedoch ein Irrglaube, dass sich eine Alkoholsucht durch regelmäßigen Konsum entwickele. Die Abhängigkeit von Alkohol habe mit der Menge und Häufigkeit des Konsums wenig zu tun, wird der Suchtexperte Jörg Peterson in dem vorliegenden Artikel zitiert. Wenn sie nicht damit zu tun hat, womit dann?

In "Ein Vermächtnis der Evolution an die Menschheit von unschätzbarem Wert" (BooksonDemand, 2018), der deutschen Erstübersetzung vom MAN'S SUPEME INHERITANCE schreibt F. M. Alexander: "Wir kennen alle Männer und Frauen, die drogenabhängig geworden sind, weil sie den Wunsch gehabt haben, einmal zu erfahren, welches Gefühl oder welche Gefühle die Droge erzeugen kann. Bedenkenlos wird die Erfahrung irgendwann in der Zukunft wiederholt. Ein solcher Beginn in aller Unschuld entwickelt sich allzu oft zu einer Gewohnheit, Drogen exzessiv zu nehmen. Selbst Männer der Wissenschaft, von denen anzunehmen ist, dass sie einen scharfen Verstand haben, sind schneller, als sie es sich vorstellen konnten, zu Opfern der Drogensucht geworden, obwohl die Drogen nur für wissenschaftliche Selbstversuche und also auf eine dem Anschein nach harmlose Weise genommen worden sind. Es ist genau dieser Prozess, der auch die große Anzahl von abhängigen Trinkern hervorbringt." (...............)

"Wenn ein Mensch an diesen Punkt angekommen ist, ist 'die Verbindung zu seinem Verstand gekappt worden', um mit Emersons Worten zu sprechen. Die Ausschaltung des Verstandes geschieht unterbewusst. Dies erklärt auch die Schwierigkeiten, die nur selten von den Betroffenen gemeistert werden. Wenn die unterbewusste Kontrolle aber durch eine bewusste Steuerung und Kontrolle des gesamten Organismus ersetzt würde, würden die Schwierigkeiten ihren Status als solche verlieren. In den praktischen Lebensabläufen bedeutet dies nämlich, dass die Verbindung zwischen dem Menschen und seinem Verstand wiederhergestellt wird. Zudem stellt eine bewusste Steuerung und Kontrolle die Mittel-und-Wege für eine erfolgreiche Anpassung bereit."

Das ist es also, was notwendig ist, um Suchtverhalten grundsätzlich abzulegen, bzw. gar nicht erst zu entwickeln: Eine bewusste Steuerung und Kontrolle des gesamten Organismus. Um zu einer solchen bewussten Steuerung und Kontrolle zu gelangen, sind aber einige Schwierigkeiten aus dem Weg zu räumen, die weitgehend damit zu tun haben, Gewohnheiten an sich nicht länger zum Zuge kommen zu lassen. F. M. Alexander hat mit seiner Technik Verfahren bereitgestellt, um den Gewohnheiten 'das Wasser abzugraben'.

"Bei den geistig-körperlichen Prozessen eines Schülers gibt es eine fast schon alarmierende Dominanz fehlerhafter sinnlicher Wahrnehmung, wenn dieser Schüler einen Versuch unternimmt, eine geistig-körperliche Handlung auszuführen." Dies schreibt F. M. Alexander in "Bewusste Kontrolle beim Auf- und Umbau des Menschen" (BooksonDemand, 2018), der deutschen Neuübersetzung von CONSTRUCTIVE CONSCIOUS CONTROL OF THE INDIVIDUAL . Aufbau und Entwicklung einer zuverlässigen sinnlichen Wahrnehmung hätten deshalb höchste Priorität, weil von ihr ein zufriedenstellendes Koordinationsniveau abhängen. Und weiter heißt es dort: "Um das zu erreichen, (........) stellt der Lehrer seine Diagnosen über die Ursache oder die Ursachen der Mängel und Defekte, die der Schüler bei seinem falschen Gebrauch entwickelt hat. Durch den geschickten Einsatz seiner Hände vermittelt der Lehrer ihm die neuen Sinneserfahrungen, die notwendig sind, um die jeweiligen Mechanismen auf zufriedenstellende Weise benutzen zu können. Er gibt ihm gleichzeitig die richtigen Steuerungsbefehle oder Anweisungen an die Hand. Diese Steuerungsbefehle sollen die neuen Sinneserfahrungen, die der Lehrer durch seine Manipulationen zu entwickeln sucht, genau spiegeln. Diese Vorgehensweise stellt die Mittel-und-Wege bereit, mit denen es einem Lehrer möglich gemacht wird, die fehlgeleiteten Aktivitäten, die die Ursache für die geistig-körperlichen Probleme des Schülers sind, durch Hemmung zu verhindern. Und der Prozess der Hemmung muss bei dieser Arbeit die allererste Stelle einnehmen. Er muss auch der allesbestimmende Faktor bei jeder weiteren neuen Erfahrung bleiben, die es zu machen gilt und die bei Aufbau und Weiterentwicklung einer zuverlässigen sinnlichen Wahrnehmung zu einer festen Größe werden muss. Denn von einer zuverlässigen sinnlichen Wahrnehmung hängt ein befriedigendes Koordinationsniveau ab."

Es sind zunächst die feinen 'fehlgeleiteten Aktivitäten', die mit der Alexandertechnik unter eine bewusste Steuerung und Kontrolle gebracht werden: Das Zurückziehen des Kopfes, das Anspannen des Halses, das Stauchen und Verbiegen der Wirbelsäule, das Verengen des Rückens im Primärbereich und weiter die feinen fehlgeleiteten Aktivitäten in Armen und Beinen. Wenn der Betroffene Mensch gelernt hat, diese feinen Aktivitäten bewusst richtig zu steuern und zu kontrollieren, ist er auch in der Lage, seinen Alkoholkonsum oder den Konsum irgendeiner anderen Droge zu kontrollieren. Das Prinzip bewusster Steuerung und Kontrolle ist ihm zu einer lieben Gewohnheit geworden. Damit hat der Mensch gelernt, Entscheidungen immer wieder neu zu treffen und kann sich so jedes Mal neu für oder gegen ein Glas Bier oder Wein entscheiden, ohne befürchten zu müssen, wieder der Sucht zu verfallen.

Bis bald

Dein Großvater

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