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Im Brennglas der Alexandertechnik: Versagen, wenn es darauf ankommt


Liebe Marie,

Lionel Messi habe "mit seinen Dribblings insbesondere Abwehrchef Mats Hummels alt aussehen" lassen und dieser Mats Hummels habe auch einen "katastrophalen Fehlpaß" gespielt, der zum zweiten Treffer für den F. C. Barcelona geführt habe. Er selbst wird in meiner Tageszeitung vom 28. November so zitiert: "So ein Fehler wie vor dem 2 : 0 darf mir nicht passieren."

Mats Hummels ist ja immer noch ein exzellenter Spieler, trotzdem hat er im entscheidenden Moment "versagt". Dieses Phänomen des Versagens in entscheidenden Momenten beschreibt auch F. M. Alexander in "Die Konstante im Fluss des Lebens" (BooksonDemand, Anfang 2020), der Neuübersetzung ins Deutsche von THE UNIVERSAL CONSTANT IN LIVING: "Profis (können) von Zeit zu Zeit wie zweitklassige Amateure aufspielen und tun es auch tatsächlich. So oft versagen sie dabei, ihr Bestes in Situationen zu geben, in denen es ganz besonders darauf ankommt." Und weiter schreibt er: "Jemand, der ein- und dieselbe Handlung unter verschiedenen Bedingungen ausführt, kann auf unterschiedliche Weise so beeinflusst werden, dass sich die Resultate stark unterscheiden. Ein Beispiel ist der Einfluss des regendurchtränkten Untergrunds oder des Windes beim Golf, Kricket oder Fußball. Auch können emotionale Anspannung und gesundheitliche Probleme eine artistische Leistung, das handwerkliche Geschick oder auch einfachste Handlungen des täglichen Lebens beeinflussen. (................)

Unter solchen Umständen werden sich die betroffenen Personen zwar der störenden Einflüsse bewusst ('So ein Fehler wie vor dem 2 : 0 darf mir nicht passieren.'), aber ihnen ist nicht klar, dass es zu der Störung gekommen ist, weil sie auf schädliche Weise in die Verwendung der primären Kontrolle ihres Selbstgebrauchs eingegriffen haben. Sie wollen unter ungewöhnlichen Bedingungen (Der Gegner ist eine der weltbesten Vereinsmannschaften mit einem genialen Lionel Messi, der sich zudem in bestechender Form befindet.) genauso erfolgreich sein, wie es normalerweise der Fall ist. Vergleichsweise oft gelingt ihnen das aber nicht, weil sie einfach einen weiteren Versuch starten, ein Ziel nach dem Prinzip 'Versuch und Irrtum' zu erreichen, dieses Mal jedoch unter den erschwerten Bedingungen emotionaler Anspannung und unangemessener Angst. (Als ob er diesem letzten Satz Nachdruck verleihen wollte, ist Mats Hummels drei Tage nach seinem "Versagen" in der Champions League im Bundesligaspiel gegen Hertha BSC schon in der 43. Minute wegen wiederholten Foulspiels mit der gelb-roten Karte vom Platz gestellt worden.)

Es wird höchste Zeit für die Erkenntnis, dass wir durch einen bewussten Einsatz der primären Kontrolle des Gebrauchs die bestmögliche Art und Weise unseres Selbstgebrauchs zu jeder Zeit und unter allen Umständen gewährleisten können. Darauf können wir wirklich vertrauen. Auf diese indirekte Weise kann unser geistig-körperliches Selbst mit Energie aufgeladen und zu seinem besten Vorteil kontrolliert werden, ganz gleich welche Aktivität wir gerade ausüben." Soweit das, was F. M. Alexander dazu gesagt hat.

Der Sport insgesamt und der Fußball im Besonderen, von der Bundesliga bis in die unteren Spielklassen, ja bis in den Kinder- und Jugendbereich, sind leider weitgehend auf das Prinzip "Zielstreben" geeicht. Der Erfolg, das Tor, der Sieg oder der Aufstieg sind das, was zählt. Dafür sind oftmals alle erlaubten und unerlaubten Mittel recht. Es wird erwartet, dass sich die Spieler bis zur Erschöpfung verausgaben, ihre eigene Gesundheit gefährden und auch keine Rücksicht auf ihre Gegenspieler nehmen. In den wenigen noch verbliebenen Freundschaftsspielen auf höchster Ebene blitzt manchmal noch die Freude und der Spaß am Spiel auf, wenn nicht das Gewinnen-Wollen im Vordergrund steht, sondern die Mittel-und-Wege, wenn auf das taktische Foul verzichtet wird, sportliche Fairness zum Zuge kommt und Rücksicht auf die eigene Gesundheit und die der Gegenspieler genommen wird. Dann kann man als Zuschauer feine Spielzüge, Traumpässe und vielleicht auch ein Torfestival erleben.

Dazu noch einmal F. M. Alexander in "Die Konstante im Fluss des Lebens": "Die Menschen, die heute intensiv Sport betreiben, sei es Rudern, Fußball, Kricket, was auch immer, scheinen mehr und mehr den Sinn für die Verhältnismäßigkeit und jede Vorstellung davon zu verlieren, dass Werte nur relativ sind. Im Interesse aller Beteiligten wäre es besser, wenn wir uns allein des Sportes willen sportlich engagieren, und nicht, weil wir gewinnen wollen. Das Gewinnen-Wollen im Sport ist nämlich, wie das Zielstreben in jedem anderen Bereich auch, auf lange Sicht eine Falle und eine Wahnvorstellung."

Im Falle von Mats Hummels habe ich die Befürchtung, dass es innerhalb eines Fußballs, wie er derzeit strukturiert ist, kaum möglich sein wird, sich dem "Zielstreben" zu entziehen. Wenn Mats Hummels es tatsächlich erlernen wollte, die Primärkontrolle über das natürliche Verhältnis von Kopf, Hals und Rücken richtig einzusetzen, so dass "die bestmögliche Art und Weise (seines) Selbstgebrauchs zu jeder Zeit und unter allen Umständen" gewährleistet ist, müsste er wohl zunächst Abschied nehmen von dem Zirkus Fußball-Bundesliga.

Bis bald

Dein Großvater

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