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Im Brennglas der Alexandertechnik: Diabetes Typ 2


Liebe Marie,

"durch die Art, wie sich große Teile der Bevölkerung ernähren, werden wir in Deutschland auf eine Diabetes-Gesellschaft zusteuern." Dies hat der Mediziner Rainer Limpinsel, alias Mambo Kurt, in einem Interview der Westfälischen Rundschau vom 18. November 2019 gesagt. Mit Cola, Limo, Eintopf aus der Dose, mit Jägersoße aus der Tüte, mit Chips und industriell hergestelltem Schokopudding, mit all den Zusatzstoffen, die die Lebensmittel haltbarer und geschmackvoller machen sollen, mit Döner und Hähnchen vom Grill hat sich auch der Mediziner Limpinsel ernährt und sich dabei auch "nicht unwohl gefühlt", obwohl er es mit seiner Ausbildung eigentlich hätte besser wissen müssen. Das Ergebnis bei ihm waren Übergewicht und Diabetes Typ 2 mit einem Langzeit-Blutzuckerwert von 14.1 %, also die erworbene Form der Krankheit. Dann habe er sein Leben umgekrempelt. Sein Grundsatz dabei lautete: Keine Chemie mehr im Essen! Er musste also vor allem darauf achten, dass er keine Geschmacksverstärker, keine künstlichen Aromen, keine künstlichen oder naturidentischen Farbstoffe und auch keine chemischen Stoffe zur Haltbarmachung mit den Speisen zu sich nahm.

So weit, so gut. Dr. Rainer Limpinsel konnte seine Ernährung hin zu gesunden und frischen, also wertvollen Lebensmitteln umstellen, weil er, wie er selbst sagt, den festen Willen dazu besessen habe. Die Ernährungsumstellung habe dazu geführt, dass sein Organismus wieder eigenes Insulin produziert und er folglich nicht mehr darauf angewiesen sei, Insulin zu spritzen. Aber nur ungefähr fünf Prozent der Diabetes Typ 2-Patienten wollen tatsächlich ihre Lebensweise ändern, so die Meinung des Mediziners. Lieber würden sie sich in einem Leben mit Medikamenten und der Insulinspritze einrichten, als ihren Lebenswandel in Frage stellen. Und von den fünf Prozent, die ihre Ernährung verändern wollen, schafften es auch wieder nur fünf Prozent, ihr Vorhaben tatsächlich zu realisieren.

In "Die Konstante im Fluss des Lebens" (BooksonDemand, Anfang 2020), der deutschen Neuübersetzung von THE UNIVERSAL CONSTANT IN LIVING beschreibt F. M. Alexander dieses Verhalten am Beispiel von Golfspielern: "Nicht einer von hundert Spielern wäre bereit, sich auf den beschwerlichen Weg zu machen, um den notwendigen Prozess zur Veränderung seiner Gebrauchsgewohnheiten zu durchlaufen, auch wenn sie davon überzeugt wären, dass so ihr Spiel zu verbessern wäre. Die große Mehrzahl der Spieler zieht es vor, weiter nach dem Prinzip Versuch und Irrtum vorzugehen." Und in seiner Fußnote dazu schreibt er: "Es hat manchmal den Anschein, dass die Erfahrungen eines Golfspielers oder von irgendjemand anderen bei ihren Versuchen, ihr Spiel oder eine andere Tätigkeit zu verbessern, sie an den Punkt bringen, an dem die Worte Shakespearse' greifen 'Ich will lieber die Übel ertragen, die ich habe, als mit anderen geschlagen sein, die ich nicht kenne'."

In der Tat ist Gewohnheit ein Faktor, der schon seit Urzeiten die Lebewesen inklusive der Menschen bestimmt hat und der es auch weiterhin bestimmt. Zum einen kann einen Gewohnheit eine Entlastung darstellen, zum anderen aber sind wir Gefangene unserer Gewohnheiten, der guten wie der schlechten. In einer Zeit, in der sich der Zivilisationsprozess rapide beschleunigt hat, gelingt es uns allerdings immer weniger, uns mit Hilfe von Gewohnheiten den jeweiligen Anforderungen und Notwendigkeiten zu stellen.

Wenn uns aber Gewohnheiten in brenzlichen Situationen - und eine Ernährungsumstellung ist eine brenzliche Situation - eher nicht weiter helfen, was dann? "Es wird höchste Zeit für die Erkenntnis, dass wir durch einen bewussten Einsatz der primären Kontrolle des Gebrauchs die bestmögliche Art und Weise unseres Selbstgebrauchs zu jeder Zeit und unter allen Umständen gewährleisten können. (....................) Wenn (nämlich) die jeweilige Gebrauchsweise schädlich ist, wie es meistens heutzutage der Fall ist, hat sie auf den gesamten Organismus einen beständigen Einfluss zum Schlechten und noch Schlechteren (.......) und wird zu solchen funktionellen Störungen führen, die die Vorläufer von Organschädigungen und Krankheit sind", schreibt F. M. Alexander dort.

Das ist es also, was geschehen muss, um einem Menschen zu helfen, das zu tun, was klug ist, und nicht das zu tun, was er immer schon getan hat: Es muss ihm ermöglicht werden, einen Zugriff auf seine Primärkontrolle des natürlichen Verhältnisses von Kopf, Hals und Rücken zu erlangen. Dafür ist es vor allem nötig, dass seine sinnlichen Wahrnehmungen, insbesondere seine kinästhetische Wahrnehmung, wieder zu einer zuverlässigen Größe werden. Sie haben nämlich schon sehr früh im Verlauf seines Lebens Schaden genommen, bzw. ist sie, im Falle der kinästhetischen Wahrnehmung, von Anfang an nicht vorhanden gewesen. (Die kinästhetische Wahrnehmung liefert Informationen zur Position der einzelnen Körperteile und zu den muskulären Spannungsverhältnissen.)

Eine nicht weniger wichtige Rolle spielt die Stärkung der Hemmungskraft. Erst mit der Hemmung der gewohnten Reaktionsweise ist es überhaupt möglich, die Primärkontrolle in die richtigen Bahnen zu lenken. Ohne eine solche Hemmung geht sie weiterhin in die falsche Richtung und der Einzelne wird mit seinem schädlichen Gebrauch hilflos zurückgelassen. Dass sie bisher in die falsche Richtung gegangen sein muss und dass ein fehlerhafter Gebrauch vorliegt, wird allein schon durch die akute Erkrankung belegt.

Und es bedarf der Steuerungsbefehle zur Primärkontrolle, die da lauten: "Lass den Hals frei!", "Kopf nach vorne und oben!", "Wirbelsäule lang!" und "Rücken weit!". Diese Befehle sind auswendig zu lernen und in genau der Reihenfolge zu memorieren, wenn der Lehrer der Alexandertechnik die entsprechenden Impulse zum Verhältnis des Kopfes zum Hals und zum Verhältnis von Kopf und Hals zum Rücken mit seinen Händen geschickt vermittelt.

"Es gibt keine Diäten, die vor Krankheit schützen", heißt es plakativ in meiner Tageszeitung am 7. Oktober 2019. Die allererste Empfehlung, um das Krankheitsrisiko wenigstens zu senken, sei es, so schlank wie möglich zu bleiben, körperlich aktiv zu sein, sich an Vollkornprodukte zu halten, viel Gemüse und Obst zu verzehren und den Konsum von verarbeiteten Produkten konsequent einzuschränken, wird dort Verena Katzke vom Deutschen Krebsfoschungszentrum zitiert.

Was aber wirklich vor Krankheit schützt, ist die bewusste richtige Primärkontrolle des natürlichen Verhältnisses von Kopf, Hals und Rücken. Sie schützt nicht nur vor Erkrankung, sondern führt auch dazu, dass sich vorhandene Krankheiten nach und nach zurückbilden. Und weil mit einer intakten Primärkontrolle auch die Verbindung zu unserem Verstand wiederhergestellt wird, ist es für uns auch ein Leichtes, z. B. auf durch Chemie verseuchte Lebensmittel zu verzichten.

Bis bald

Dein Großvater

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