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Im Brennglas der Alexandertechnik: Die Fridays-for-Future-Bewegung


Liebe Marie,

bei der Wahl zum Europaparlament haben die "Grünen" in Deutschland ein wirklich überragendes Ergebnis erzielt. Das hat natürlich auch damit zu tun, dass mit der Fridays-for-Future-Bewegung die "grünen" Themen an die Oberfläche gespült worden sind. Gerade die jungen Menschen haben in großer Zahl "grün" gewählt. Bei den unter 18-Jährigen hätten die "Grünen" einen Stimmenanteil von nahezu 30 % gehabt, wäre diese Gruppe zur Wahl zugelassen gewesen.

Szenenwechsel. Letzten Freitag war Hagen Schauplatz einer großen Fridays-for-Future-Demonstration. Vor einer Bäckerei hatte ich das folgende Erlebnis: Vier junge Frauen hatten sich mit schönen Plakaten auf die Veranstaltung gut vorbereitet. Bis zum Beginn der Demonstration auf dem Theatervorplatz war noch etwas Zeit. Schnell noch eine Stärkung vom Bäcker. Die vier gingen hinein und jede kam mit einer Tüte wieder heraus, in dem ein einziges "Teilchen" verpackt war, das sie sofort wieder auspackten, um genussvoll hineinzubeißen. Die vier Tüten landeten in der Mülltonne.

Was kann uns diese kleine Geschichte lehren? Vielleicht dies: Mit dem Wahlergebnis und mit den Demonstrationen für eine Zukunft der Menschheit ist noch nicht so viel erreicht. Ohne eine wirkliche Verhaltensänderung der Menschen, die in die Tiefe geht, bleiben die guten Denkansätze bloße Lippenbekenntnisse. F. M. Alexander drückt diese Tatsachen in "Die Konstante im Fluss des Lebens" (BooksonDemand, Aug./Sept. 2019), der Neuübersetzung von THE UNIVERSAL CONSTANT IN LIVING ins Deutsche so aus: "Das Problem, das wirklich unter den Nägeln brennt, betrifft die Veränderung des Denkens und des Handelns. Die Lösung dieses Problems ist so entscheidend für eine erfolgreiche Umsetzung eines jeglichen Konzepts zur Selbsthilfe, dass die Notwendigkeit besteht, neue Vorstellungen aufzugreifen, die auch ungewöhnliche Einstellungen und ungewöhnliches Gedankengut mit einschließen."

Wie also kann der Mensch lernen, sein Verhalten tiefgreifend und nachhaltig zu verändern? In der Tat muss einiges zusammenkommmen, um das zu erreichen. Die Bereitschaft zur Veränderung muss geweckt sein. Der Einzelne muss akzeptiert haben, dass er selbst für sein Wohlergehen verantwortlich ist, nicht die Verhältnisse, nicht die Gene, nicht das Alter, nicht Glück oder Pech, nicht eine mathematische Wahrscheinlichkeit, was immer auch als Entschuldigung angeführt wird. Dann muss der Einzelne es lernen, sein bisheriges schädigendes Verhalten zu hemmen, im Großen und ganz besonders im Kleinen: in seinem Selbstgebrauch. Die Hemmung der schädlichen Verhaltensmuster ist tatsächlich unbedingte Voraussetzung, um ein neues Verhaltensmuster zu installieren und es unter eine bewusste Steuerung und Kontrolle zu bringen. Bei diesem Installationsprozess des neuen Verhaltensmuster, des neuen Gebrauchs, werden auch die sinnlichen Wahrnehmungen nach und nach wieder zu einer verlässlichen Größe.

Die Bereitschaft zur Veränderung und die Akzeptanz der Eigenverantwortung obliegen dem Einzelnen. Für die Installation der Primärkontrolle, die das natürliche Verhältnis von Kopf, Hals und Rücken regelt, für die Entwicklung einer verlässlichen sinnlichen Wahrnehmung, für die Justierung und Koordination der einzelnen Teile des Organismus, die einen veränderten Selbstgebrauch ermöglichen, ist in der Alexandertechnik zunächst der Lehrer zuständig. In seine Obhut muss sich in der Tat jeder begeben, der sein Verhaltensmuster von Grund auf erneuern will. Erst wenn eine solche Runderneuerung auf breiter Front, bei einer großen Anzahl von Menschen, erfolgt ist, kann man erwarten, dass die Fridays-for-Future-Bewegung den Erfolg hat, den man sich angesichts des Zustands der Welt wirklich wünschen muss.

Die Hagener Lokalredaktion der Westfälischen Rundschau hat zum Thema Fridays-for-Future unter dem Titel: "Bin mal eben die Welt retten" eine Serie gestartet. "Mal eben" wird es wohl nicht gehen, heißt es doch das zielorientierte Handeln durch ein Handeln zu ersetzen, das die Mittel-und-Wege in den Mittelpunkt stellt, und bedeutet dies doch, dass die Wirtschaft Abschied vom Konzept des beständigen Wachstums nehmen muss. Ob das ohne eine Revolution in einer Generation zu schaffen ist? F. M. Alexander spricht in "Die Konstante im Fluss des Lebens" im Zusammenhang mit der Entwicklung von Verantwortlichkeit für andere und ihr Wohlergehen - und damit auch für unsere Umwelt - von einem Zeitraum von mehreren Generationen.

Vielleicht wird die Geschichtsschreibung es einmal Deiner Generation, Marie, der Generation Fridays-for-Future, als Verdienst anrechnen, dass sie den Anfang gemacht hat, als sie vehement auf ein drängendes Problem hingewiesen hat und sie nicht mehr gezögert hat, die Lösung des Problems bei sich selbst zu suchen, indem sie bereit war, sich selbst grundlegend zu verändern, was ohne schädliche Nebenwirkungen bis jetzt allein die Alexandertechnik ermöglichen kann.

Bis bald

Dein Großvater

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