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Im Brennglas der Alexandertechnik: Cannabis und andere Suchtmittel


Liebe Marie,

"der Joint am Abend zur Entspannung ist vielerorts gesellschaftsfähig geworden. Eine Studie warnt nun eindrücklich davor, dass tägliches Kiffen zu psychischen Krankheiten führt: Je stärker das in der Stadt kursierende Cannabis ist, desto häufiger werden dort Psychosen mit Wahnvorstellungen, Angststörungen oder Depressionen diagnostiziert", heißt es in einem Artikel der Westfälischen Rundschau vom 22. März 2019.

Wie stark das in der Stadt kursierende Cannabis ist, wird vom THC-Gehalt in der Droge bestimmt, wobei THC für den Wirkstoff Tetrahydrocanabinol steht. Dieser Wirkstoff ist psychoaktiv und beeinflusst das Denken, die Wahrnehmung, die Stimmungslage und auch das Verhalten. Forscher stufen Cannabis mit einem Gehalt von mehr als 10 % THC als stark ein. Der mittlere THC-Gehalt von Haschisch, dem gesammmelten und meist gepressten Harz der Hanfpflanze, liegt in Deutschland bei fast 15 %. Bei Marihuana, den getrockneten Blüten der weiblichen Hanfpflanze, und bei Haschisch habe sich der THC-Gehalt innerhalb der letzten 15 Jahre fast verdoppelt.

Die angeführte Studie könne jedoch wissenschaftlich "letztlich nicht klar belegen". ob "eine höhere Zahl an Psychosen tatsächlich auf den Cannabis-Konsum oder auf andere, noch unbekannte Faktoren zurückzuführen sei". Darauf weist die Wissenschaftlerin Suzanne Gage von der University of Liverpool in dem angesprochen Zeitungsartikel hin. Es sei aber wichtig zu klären, welche Menschen ein höheres Risiko für Psychosen haben.

Die Wissenschaftlerin liegt dabei durchaus mit F. M. Alexander auf einer LInie, wenn sie davon spricht, dass die Menschen individuell sehr verschieden auf Drogen ansprechen. In: Ein Vermächtnis der Evolution an die Menschheit von unschätzbarem Wert (Bod, 2018), der deutschen Übersetzung von MAN'S SUPREME INHERITANCE schreibt F. M. Alexander: "Wir alle kennen Menschen, die drogenabhängig geworden sind, weil sie den Wunsch gehabt haben, einmal zu erfahren, welches Gefühl oder welche Gefühle die Droge erzeugen kann. Bedenkenlos wird die Erfahrung irgendwann in der Zukunft wiederholt. Ein solcher Beginn in aller Unschuld entwickelt sich allzu oft zu einer Gewohnheit, Drogen exzessiv zu konsumieren. (........) Es muss uns ganz klar sein, dass unterschiedliche Männer und Frauen zu Opfern einer bestimmten Stimulans oder Droge werden können, auch wenn sie eine absolute Selbstbeherrschung bei anderen Verführern an den Tag legen." (...)

Ein Mann, "der eine Zeitlang in China gelebt hatte, hatte beständig mit Chinesen Opium geraucht. Über ein Jahr ging das so, ohne dass die Gewohnheit von ihm Besitz ergriffen hätte. Das Opium stellte für ihn keine Gefahr dar. Es war die chinesische Teezeremonie, die ihm gefährlich wurde. Schon bald war seine Gesundheit schwer vom übermäßigen Teegenuss angegriffen. Die sich daraus entwickelnden Probleme bereiteten ihm nicht unerhebliche Schmerzen. Obwohl seine Ärzte dies eindeutig auf seinen Teemissbrauch zurückführten, hörte er nicht auf, ganz genau wie auch andere nicht aufhören können, die in der einen oder anderen Form unter den Einfluss von Alkohol oder Drogen geraten sind.

Wenn ein Mensch an diesem Punkt angekommen ist, ist die Verbindung zu seinem Verstand gekappt worden, um mit Emersons Worten zu sprechen. Die Ausschaltung des Verstandes geschieht unterbewusst. Dies erklärt auch die Schwierigkeiten, die nur selten von den Betroffenen gemeistert werden. Wenn die unterbewusste Kontrolle aber durch eine bewusste Steuerung und Kontrolle des gesamten Organismus ersetzt würde, würden die Schwierigkeiten ihren Status als solche verlieren. In den Abläufen des praktischen Lebens bedeutet diese bewusste Steuerung und Kontrolle nämlich, dass die Verbindung zwischen dem Menschen und seinem Verstand wieder hergestellt wird. Zudem stellt eine bewusste Steuerung und Kontrolle die Mittel-und-Wege für eine erfolgreiche Anpassung bereit.

Dass die Verbindung zum Verstand unterbrochen war, darauf deuten mehrere Faktoren. Zunächst einmal wussten die Menschen genau, dass sie krank waren. Dann haben die Ärzte ihnen gesagt, dass sie sich bestimmter Speisen oder Getränke enthalten müssen, wenn sie wieder gesund werden wollten.Trotzdem wollten oder konnten sie nicht darauf verzichten, denn durch sie wurde eine diffuse Sehnsucht in ihrem Inneren befriedigt. Eine solche Sehnsucht kann aber nur zu einem bestimmenden Faktor für den gesunden Menschenverstand werden, wenn der Mensch anstelle von bewussten von unterbewussten Kräften kontrolliert wird. Die unterbewusste Kontrolle (durch den Instinkt) ist das Resultat von Erfahrungenen in den frühen Phasen der Menschheitsgeschichte, als die animalischen Sinne noch einen großen kontrollierenden und lenkenden Einfluss hatten. Die bewusste Kontrolle durchdachter Erfahrung durch Koordination, Neuanpassung und Umerziehung hingegen ist das Ergebnis davon, dass die Verstandeskräfte im täglichen Leben verwendet werden. Mit diesen Kräften ist der Mensch aller Wahrscheinlichkeit nach in der Lage, auch seine abnorme Sehnsucht nach schädlichen Sinneserfahrungen zu bekämpfen.

Der Zivilisationsmensch von heute konsumiert ohne ein Maß: Alkohol, Zucker oder Drogen, was auch immer, obwohl er sich bewusst ist, dass er nach und nach seine Gesundheit und seinen Charakter ruiniert. Dieses Faktum ist deutliches Zeichen dafür, dass der körperliche Teil des Selbst weiterhin den geistigen Teil beherrscht, nicht anders als in der Steinzeit."

Diese Zeilen hat F. M. Alexander bereits 1918 geschrieben. An die Stärke der sich zu dieser Zeit auf dem Markt befindlichen Rauschmittel waren die Menschen jener Zeit über die Jahrtausende wohl mehr oder weniger angepasst worden. Sie hatten gelernt, damit umzugehen, ohne dass sie unbedingt davon süchtig werden mussten. Voraussetzung war allerdings, dass sie ihren allgemeinen Gebrauch nicht gestört haben. (An Heroin und Designerdrogen waren die Menschen hier niemals angepasst worden, was diese Drogen für die Menschen hier so eminent gefährlich macht. Also, liebe Marie: Finger weg vom Heroin!) Heute, mit dem gestiegenen THC-Gehalt in den Drogen der Hanfpflanze, will ich aber unbedingt davor warnen, mit Haschisch oder Marihuana herumzuexperimentieren. Drogenkartelle, die genauso aufgebaut sind wie unsere großen Wirtschaftsunternehmen, denen fast jedes Mittel recht ist, um ihre Profite zu maximieren, haben ein starkes Interesse daran, ihre Klientel abhängig zu machen. Wer aber gelernt hat, auf die Mittel-und-Wege zu achten, wer gelernt hat, sich so zu gebrauchen, dass er nicht in sein primäres Verhältnis von Kopf, Hals und Rücken eingreift, wird mit seinem Verstand in der Lage sein, die Bösartigkeit und die Hinterhältigkeit der Drogendealer zu durchschauen und sich nicht abhängig machen lassen.

In Hans Weingartners Film "303" entwickelt sich zwischen Jule und Jan der folgende Dialog:

Jule: "Mit Drogen schaltest du deinen inneren Kommentator aus, aber nicht dein wahres Ich."

Jan: "Ja, aber das ist doch geil, wenn ich den Kommentator ausschalten kann. Dann habe ich doch für ein paar Stunden Ruhe."

Jule: "Schon, mit Drogen schaltest du aber nicht nur deinen Kommentator aus, sondern schadest auch irgendwann deinem wahren Ich. Ich meine, schau Dir doch all die Leute an, die jahrelang Drogen nehmen. Die sind doch irgendwann total leer, gar nicht mehr da, irgendwie. Ich glaube, es ist viel besser, den Kommentator und dein wahres Ich in Einklang zu bringen."

Jan: "Ja, und wie soll das funktionieren?"

Jule macht dann einen Vorschlag, der in der gegebenen Situation bestimmt der richtige ist. Ein anderer Weg, den inneren Kommentator und das "wahre Ich" in Einklang zu bringen, ist die Alexandertechnik.

Bis bald

Dein Großvater

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