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Im Brennglas der Alexandertechnik: Stimmprobleme bei Sängern


Der Baum als Symbol der Alexandertechnik

Liebe Marie,

gerade Dir brauche ich nicht zu erzählen, dass es niemals gelingen wird, ein Pferd von hinten aufzuzäumen. Dieser Ausdruck beschreibt aber sehr gut ein Verhalten, das Thema meines heutigen Briefes sein soll.

Wenn ein Freund von mir zügig durch den Wald wandert, achtet er jetzt darauf, dass er in einem gewissen Rhythmus atmet. Er wolle nicht mehr nach jedem vierten Schritt einatmen, sondern erst nach jedem sechsten. Nur ist es aber so, dass die Atmung Ausdruck der jeweils gegebenen körperlichen Verhältnisse ist. Ein schlechter Gebrauch des Organismus beim Stehen, Gehen oder bei jeder beliebigen Körperhaltung habe schädliche Auswirkungen auf den Atemprozess schreibt F. M. Alexander in "Bewusste Kontrolle beim Auf- und Umbau des Menschen" (BooksonDemand, 2018), der Neuübersetzung ins Deutsche von CONSTRUCTIVE CONSCIOUS CONTROL OF THE INDIVIDUAL. Wenn man nun hofft, die schlechten körperlichen Verhältnisse verändern zu können, indem man Einfluss auf den Atemmrhythmus nimmt, heißt dies wahrlich, "ein Pferd von hinten aufzuzäumen".

In "Ein Vermächtnis der Evolution an die Menschheit von unschätzbarem Wert" (BooksonDemand, 2018), der deutschen Erstübersetzung von MAN'S SUPREME INHERITANCE beschreibt F. M. Alexander den Fall eines Sängers, dessen Stimme professionell ausgebildet worden ist. Dabei wurde auch seine Atmung geschult. Im Laufe seines Berufslebens als Sänger hatte er nun so große Probleme mit seiner Stimme bekommen, dass er seinen Beruf schließlich an den Nagel hängen musste. Wir sehen an diesem Fall, dass es gravierende negative Folgen hat, wenn man in die Atmung eingreift, ohne dass das primäre Verhältnis von Kopf, Hals und Rücken dabei beachtet wird. (Dass der Sänger Stimmprobleme bekommen hat, ist eindeutiger Beleg für die Missachtung dieses Verhältnisses.)

Wenn aber der Mensch gelernt hat, nicht länger die Primärkontrolle von Kopf, Hals und Rücken zu stören, entwickeln sich die Voraussetzungen für eine verbesserte Atmung sozusagen von innen heraus wie von selbst: Die Wirbelsäule nimmt ihre natürliche Lage ein; die Rippen werden beweglicher; der Brustkorb kann sich bei der Einatmung weiter öffnen, so dass die Luft frei einströmen kann und vieles andere mehr. Und wenn es dann soweit ist, dass wir schadlos auf die Atmung Einfluss nehmen könnten, dann wollen wir es gar nicht mehr und es ist auch nicht mehr nötig.

Es gibt noch einen weiteren Aspekt, der im Zusammenhang mit dem Sänger von Interesse ist. Dieser Künstler hatte ja seine Gesangskarriere aufgrund der sich einstellenden Stimmprobleme aufgeben müssen. Stattdessen sattelte er um und verdiente seinen Lebensunterhalt fortan mit Gesangsunterricht. Die Konsequenzen dieser Wendung sind doch wohl allzu offentsichtlich: All die Fehler, die dazu geführt haben, dass der "Gesangslehrer" seinen Beruf aufgeben musste, wird er natürlich an seine bedauernswerten Schüler weitergeben.

F. M. Alexander war in der gleichen Situation wie dieser Sänger. Auch er hatte bei der Ausübung seines Berufs als Rezitator seine Stimme verloren. Er war zu der Zeit noch sehr jung. So hat er sich auf die Suche begeben, um die Fehler herauszufinden, die sein Stimmversagen verursacht haben. Und er hat dabei schließlich auch einen Weg gefunden, wie diese Fehler zu verhindern sind. Das Ergebnis dieser Suche ist das, was heute als Alexandertechnik bekannt ist.

Bis bald

Dein Großvater

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