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Im Brennglas der Alexandertechnik: Fitnesstraining


Alexandertechnik - der Baum als Symbol

Liebe Marie,

Wenn man durch die Straßen von London, New York oder irgendeiner anderen Stadt der zivilisierten Welt geht und sich dabei die Gestalt und die gesamte Erscheinung der Menschen anschaut, kann man ihren schockierenden körperlichen Verfall wahrnehmen.“ Diesen Satz hat F. M. Alexander schon vor über hundert Jahren in seinem Vorwort zu seinem ersten Buch MAN'S SUPREME INHERITANCE geschrieben, das 2018 bei BooksonDemand in einer Neuübersetzung unter dem deutschenTitel "Ein Vermächtnis der Evolution an die Menschheit von unschätzbarem Wert" erschienen ist. Und seine Aussage hat heutzutage mehr denn je Gültigkeit.

Heute wie damals will man dem körperlichen Verfall mit Fitnesstraining begegnen. So könne dem natürlichen Muskelabbau entgegengewirkt werden. Kraft werde erhalten oder entwickelt. Eine gut ausgebildete Muskulatur schütze vor Rückenleiden, Haltungsschäden und Gelenkproblemen. So stand es diese Woche in meiner Tageszeitung zu lesen. Etwas macht mich an dieser Stelle allerdings doch stutzig: In meinem Freundes- und Bekanntenkreis gibt es niemanden, der trotz Fitness- oder Krafttraining nicht "Rücken", "Schulter", "Hüfte", "Knie" oder mehreres davon gleichzeitig hat.

Wenn wir Fitnesstraining und Alexandertechnik einmal gegenüberstellen, kann vielleicht deutlich gemacht werden, warum Fitnesstraining ein mehr oder weniger untaugliches Mittel ist, um die Gesundheitsprobleme unter Zivilisationsbedingungen zu lösen.

Fitnesstraining zielt auf einen Zuwachs an Kraft, Schnelligkeit oder Ausdauer. Seine Messgeräte sind die Stoppuhr, die Waage und neuerdings vermehrt digitale Instrumente, mit denen laufend die Schrittzahl, der Kalorienverbrauch, der Blutdruck und anderes mehr gemessen werden.

Alexandertechnik leitet den Menschen demgegenüber zu ökonomischer Bewegung an. Sie zeigt ihm, wie alles mit viel weniger Anspannung, mit weniger Energie- und Kraftaufwand getan werden kann. Und sie achtet vor allem darauf, dass das natürliche Verhältnis von Kopf, Hals und Rücken nicht gestört wird und dass der Mensch bei allem, was er tut, den bestmöglichen Gebrauch von sich und seinem Organismus macht. Und der Gebrauch wird nicht von der Stoppuhr oder der Waage kontrolliert, sondern von innen, durch die Systeme der sinnlichen Wahrnehmung.

Beim Fitnesstraining bleibt das Bewusstsein weitgehend ausgeschaltet. Wenn die Menschen auf dem Laufband, auf dem Spinningrad oder an den verschieden Geräten sind, sollen sie ihre Alltagsprobleme hinter sich lassen. Der treibende Rhythmus der lauten Musik, die Lichteffekte oder die Intensität und das Tempo in der Bewegung lassen gar nicht zu, dass man sich über das Gedanken macht, was an dieser Stelle wirklich wesentlich ist: Die Qualität der Bewegung und die Art und Weise, wie ich mich bei den Fitnessübungen gebrauche.

In der Alexandertechnik ist bewusstes Handeln eine Grundvoraussetzung. Ganz bewusst ist der jeweiligen Bewegung nachzuspüren, um zunächst einmal wahrzunehmen, was ich tue, wenn ich mich z. B. hinsetze. Was mache ich mit meinem Hals, was mit meinem Kopf und was mit meiner Wirbelsäule? Was machen dabei die Zunge oder die Zehen und was geschieht mit der Stirn- und Augenpartie? Wenn die kinästhetische Wahrnehmung erst einmal verschüttet ist, ist es in der Tat eine Herkulesaufgabe, sie wiederzubeleben. Wenn sie aber wieder installiert ist, ist der Rest im Verhältnis dazu ein Kinderspiel.

Liebe Marie, Du fragst Dich jetzt sicherlich, was mit kinästhetischer Wahrnehmung gemeint ist. Behalte die Frage im Hinterkopf, Ich werde bestimmt darauf zurückkommen. Versprochen!

Bis bald!

Dein Großvater

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